Mein altes Handy hat den Geist aufgegeben und da das neue etwas größer wurde, musste auch eine neue Handytasche her. Diesmal hatte ich allerdings viel größere Anforderungen an meine Handytasche als bisher. Zuvor waren die wichtigsten Ziele: vor Kratzer schützen und schnell verfügbar sein. Das kann es jetzt natürlich auch. Aber mein Fokus ist mittlerweile ein anderer.
Jetzt zeig ich euch aber erstmal ein paar Fotos und erkläre anhand der Bilder ein paar „Gadgets“.
Genäht habe ich das „Professional Zip Around Wallet“. Die Anleitung hab ich hier, bei Craftsy gefunden
Auf der Rückseite gibt es ein Ticket-Fach. Das hat mich zwar gleich etwas an die Geldbörsen für Schulkinder erinnert, ist mir aber inzwischen egal, denn es ist einfach nur super praktisch. Ich muss meine Fahrkarte jeden morgen im Bus vorzeigen. Zuvor gab es zwei Szenarien: Variante 1: Ich fing pünktlich wenn der Bus anrollte die Sucherei nach meiner Monatskarte an. Variante 2: Ich stand schon ewig lang mit der Fahrkarte in der Hand bereit, habe sie aber definitiv morgens daheim noch gesucht, da ich die lose Fahrkarte nach dem Einstieg ständig woanders verstaue.
Die Sucherei ist Vergangenheit, die Karte hat jetzt einen festen Platz und ich finde das Fach nur noch toll.
Auf der rechten Seite gibt es Kartenfächer. Es gibt genug Gelegenheiten zu denen man nicht immer die gesamte Handtasche mitnehmen mag. Sehr praktisch daher auch die Schlaufe die auf dem ersten Bild zu sehen ist. Hier habe ich übrigens ein Microfasertuch im Kartenfach verstaut, mit dem lässt sich hervorragend das Handyglas säubern.
Das gleiche Tuch habe ich auch im eigentlichen Handyfach vernäht. Das Handy kann also bei jedem rein- oder rausnehmen direkt und schnell geputzt werden.
Und für alle die sich schon gefragt haben, was da eigentlich für ein schwarzer Knubbel herausschaut, das Geheimnis wird auch gleich gelüftet.
Zunächst einmal wollte ich das Handy nicht nur verstauen, sondern auch eine Art Halterung haben, so dass ich es nutzen kann während es sich geschützt in der Tasche befindet. Vor Allem auch zum Video schauen. Ich erwähnte es schon ein paar Mal: seit ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahre, nutze ich diese Zeit. Während ich früher bei Busfahrten einfach nur Musik gehört habe, oder hin und wieder ein Hörbuch, beschäftige ich mich nun auf dem Arbeitsweg mit meinem Lieblingsthema „Nähen“. Ich lese unterwegs gerne Nähblogs und schaue vor allem gerne Nähvideos auf meinem Handy. Auch weil mir daheim oft die Zeit dafür fehlt. Während ich also zunächst sehr froh war über meinen neuen Zeitvertreib, gab es aber schnell auch ein paar Nachteile: Leute die selber nicht beschäftigt sind in Bus und Bahn starren gerne auf die die sich beschäftigen. Das kann ich erstmal keinem verübeln. Nicht jeder hat etwas zu lesen dabei oder sitzt am Fenster und kann rausschauen. Und selbst wenn, die Strecke die da jeden Tag an einem vorbeizieht ist ja so spannend auch nicht mehr wenn sie sich lediglich in den verschiedenen Jahreszeiten verändert. Mit der Zeit ist es aber doch unangenehm, wenn einem immer wieder aufs Handy gestarrt wird und man merkt, dass die Leute gerne sehen wollen worauf man da die ganze Zeit schaut und was man für ein Handy hat, was man damit macht und aaah – ein Video – was schaut die denn da..? Ich schütze also nicht nur mein Handy vor Kratzern sondern auch vor vielen Blicken. Nicht dass ich wirklich etwas zu verbergen hätte, aber ich habe es nun wochenlang ohne „Sichtschutz“ ausprobiert und empfand es mit der Zeit als immer unangenehmer. Der Unterschied ist nun wirklich enorm. Für Blicke von außen ist nur meine Handyhülle zu sehen, da starrt niemand mehr lange drauf.
Nun also endlich zum Knubbel: Blöderweise ist der Kopfhörerausgang am neuen Handy nicht mehr oben drauf. Stecke ich also nun mein Handy richtig herum in das dafür vorgesehene Fach, ist der Kopfhörerausgang nicht mehr zugänglich. Natürlich könnte ich mein Handy einfach falsch herum reinstecken, aber 1. gefällt mir das irgendwie nicht und 2. funktioniert das automatische Drehen in alle Richtungen nur in einigen wenigen Apps.
Ich habe daher einen Winkelstecker für die Kopfhörer eingearbeitet. So kann das Handy wie vorgesehen eingesteckt werden und trotzdem können die Kopfhörer genutzt werden, der Knubbel ist die Buchse für die Kopfhörer und der Stecker liegt versteckt eingenäht in der unteren Lasche:
Die Idee hatte übrigens mein Mann. Jetzt steht nix mehr auf dem Kopf und kein Kabel muss abgequetscht werden.
Bei Nichtbenutzung verstaue ich die Kopfhörer vorne in der Reißverschlusstasche:
Die Tasche ist übrigens bereits mein zweiter Versuch. Der erste Versuch ist diese Tasche:
Die Maße die ich hier verwendet habe kommen noch ein wenig näher an das Original vo Cherie Killilea heran. ich habe lediglich alles um 15% vergrößert. Schnell wurde aber klar, dass das Ergebnis für meine Zwecke nicht zufriedenstellend ist. Die Proportionen passten nicht und das Handy passte in der Länge trotz Vergrößerung gerade so hinein. Dafür hätte die Tasche gerne um einiges schmaler sein können. Das Ergebnis gefiel mir auch optisch nicht, da es sofort auffiel, dass die Tasche nicht zu meinem Handy passte.
Ingesamt wurde die Tasche sehr dünn und labbrig, obwohl ich zur Verstärkung (dünne) Vlieseline verwendet habe.
Was ich erst schlau fand, aber später leider gar nicht mehr: Die Einstecklasche für das obere Handyfach habe ich aus Folie gemacht, so dass nichts vom Handy verdeckt wird beim Video schauen. Blöd aber, dass die Folie viel zu sperrig war beim Wenden und hinterher halt sehr knautschig.
Und natürlich hatte die erste Version die schlaue Kopfhörerlösung noch nicht und ich habe tatsächlich mein Handy immer falsch herum in die Tasche stecken müssen.
Die hier verwendeten Stoffe fand ich zuerst zauberhaft. Aber so für den Alltag waren sie mir dann doch schnell zu mädchenhaft. Für mein Nähzimmer liebe ich solche Farben ja. Aber für Alltagsgegenstände die ich mit mir herum trage doch nicht. Das weiß ich nun und so wird der Prototyp daheim im Nähzimmer verwendet für Nähzubehör.
Ihr seht schon – das war alles nichts, ich musste noch mal ran. Obwohl ich erst mit mir gehadert habe alles noch mal neu zu nähen: Es hat großen Spaß gemacht die Tasche auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Mein Mann hat alle Schnitteile passend für die Größe meines Handy neu konstruiert. Und ich habe mich geduldig noch einmal durch die Anleitung gearbeitet. Die meisten Schritte konnte ich ja nun. Aber friemelig war es trotzdem wieder. Alles inklusive der ganzen Verstärkungsmaterialien die ich nun mit eingebaut habe an den Reißverschluss zu bekommen war wirklich kein Spaß. Ich habe auch für die zweite Tasche den Nahttrenner öfter gebraucht als die Nähmaschine. Fertig gestellt habe ich sie dann bei einem Nähtreff bei mir daheim. Das brachte viel Ablenkung und Spaß und damit auch die Geduld zurück.
Den Apfelstoff habe ich vor einiger Zeit auf dem Stuttgarter Bloggertreff gekauft und ich hoffe es ist jetzt noch genügend Stoff übrig, denn eigentlich wollte ich ein Kleid daraus nähen.
Zuerst wollte ich die Handyhülle übrigens frei Schnauze machen, aber dann war ich doch froh um die Anleitung. Die ist übrigens richtig gut. Es gibt einige Kommentare mit negativen Bewertungen. Aber dazu kann ich nur wiederholen: die Anleitung ist super. Es ist einfach nur ein Projekt das nicht für Anfänger geeignet ist. Ich habe übrigens 5 Tage lang dran genäht (mal mehr mal weniger Stunden). Glaubt man gar nicht, das kleine Ding… Aber allein die Vorbereitungen und die ganzen Anpassungen, einige Handnähte und das ständige Auftrennen… da flog die Zeit nur so dahin….
Ich bin nun heilfroh, dass sie fertig ist und vor allem glücklich, weil mir das neue Ergebnis auch wirklich gut gefällt.
Und so schaue ich mir nun unterwegs immer meine Craftsykurse an ;o)
Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Nähtreffs. Das gemeinsame Nähen ist wirklich toll und solche Tage leider immer viel zu schnell um.
Viele Grüße,
Mel
..und nach all der Mühe zeige ich meine Handytasche beim Creadienstag und Taschen und Täschchen