Ich habe lange keine Jeans mehr genäht, brauche aber gerade dringend Nachschub: Drei von mir genähte Jeans haben inzwischen das Zeitliche gesegnet. Inklusive der von mir so sehr geliebten Bente-Jeans 🙁 (aber die habe ich auch wirklich rauf und runter getragen)

Hosen nähen ist bei mir immer auch mit mehreren Anpassungen verbunden, weshalb ich da viel Geduld und eine ganz bestimmte Nähstimmung brauche. Das beste was mir hier passieren konnte war ein kleines Online-Jeans-Nähwochenende mit Brina, Muriel und Anna. Schon im Vorhinein haben wir uns viel über Schnitte und Stoffe ausgetauscht. Das hat die Jeans-Nählust ganz schnell hervorgeholt. Bei diesem Wochenende habe ich mir den Schnitt Eddystone Jeans von Itch to Stich zum ersten Mal vorgenommen.

Die Eddystone ist übrigens auch das erste Projekt, das ich in threadloop geplant und veröffentlicht habe. Stoff und Zubehör habe ich dort eingetragen (teilweise verlinkt) und das gesamte Projekt ist inzwischen unter Shared Projects bei der Eddystone Jeans zu finden. Hier kommt ihr zu meinem threadloop Profil (und könnt mir dort auch folgen, wenn ihr wollt) und hier direkt zu meinem Eddystone Projekt.
Für alle die threadloop noch nicht kennen: Es ist eine Art App (aber webbasiert) die recht viele Funktionen für Hobby-Näher*innen bietet. Ich kann z.B. meinen Stoff Stash dort eintragen. Das hatte ich schon lange mal vor. Statt alle Stoffinfos manuell einzutragen, kann ich das bei threadloop (mit der Pro-Version) aber auch einfach über einen Bot machen indem ich einfach nur den Direkt-Link zur Stoffwebseite eingebe. Ein Foto des Stoffs, die Stoffzusammensetzung, das Gewicht, die Stoffbreite, eine Beschreibung, die benötigte Pflege… All diese Informationen sammelt threadloop von der Webseite und trägt sie dann von alleine ein. Das ist unfassbar praktisch. Meine Stoff- aber auch meine Schnittsammlung kann ich entweder nur privat für mich führen oder aber diese Ansicht mit anderen teilen. Wenn ich sie teile, hat das den Vorteil, dass dieser Stoff in meinem Projekt nicht nur mit wenigen Infos als kleine Vorschau zu sehen ist, sondern mit einem Klick auf das kleine Vorschaubild mit allen Infos und dem Direktlink zur Shopseite (wenn gepflegt) angezeigt werden kann 😀

Da ich das selber praktisch finde, wenn ich die Stoffe anderer sogar nachkaufen könnte, wenn ich mich drin verliebe, hab ich das vorerst auch freigeschaltet.
Wenn ich einen (neuen) Schnitt nähen möchte und dort suche, sehe ich neben einer kurzen Beschreibung und dem Link zur Designer-Webseite mit etwas Glück auch „Shared Projects“. Hier teilen andere dann (mit oder ohne Fotos) ihre Erfahrung mit dem jeweiligen Schnitt. Das ist für mich die beste Funktion. Ich verstehe einerseits, dass Instagram für die meisten schneller und einfacher ist als eigene Blogs zu pflegen. Aber leider sind mit den Blogs auch die Fülle an Informationen verloren gegangen. Es ist so selten, dass in einem Instagrambeitrag auch der Weg zum jeweiligen Kleidungsstück beschrieben wird. Oder der Stoff und die Stoffquelle Erwähnung finden. Oder Hürden die gemeistert wurden oder auch mal Kritik am Schnitt. All das fehlte mir richtg. Von daher hoffe ich, dass ganz viele den Weg zu threadloops finden und sich die Informationen dort entsprechend schnell füllen.
Richtig toll sind auch die Pattern lists die dort angelegt werden können. Da sind sooo spannende Themen anderer Nutzer*innen bei, alleine die sind schon ein kleines rabbit hole.
Aber zurück zu meinem Blogbeitrag für die Eddystone:
Der Schnitt sieht einen Denim mit 10% Stretch vor. Da hatte ich genau einen im Bestand: Einen Bordeaux-roten Denim, den ich mir 2023 eigentlich farblich passend für einen geplanten Blazer gekauft hatte. Obwohl das Probeteil für den Blazer gut geworden ist, habe ich den eigentlichen Blazer nie genäht und damit auch den Bordeaux Denim nicht mehr angerührt.

Für das besagte Jeans-Wochenende habe ich mir aber vorgenommen das endlich mal zu ändern. Hauptsächlich war ich neugierig auf den Schnitt „Eddystone“ in der Gilfriend-Variante.
Ich mag die detaillierten und gut skizzierten Anleitungen von Itch to Stitch sehr. Ich konnte der Anleitung auch hier wieder gut folgen. Es gibt aber auch Dinge die ich mit Absicht nicht wie in der Anleitung beschrieben umgesetzt habe, dazu gleich in den jeweiligen Abschnitten mehr.
Ich habe mir die Größen 4-8 plotten lassen, weil meine Hüftmaße zur Größe 8 passte und die Taillenmaße zwischen 4 und 6 lag. Das hab ich dann vorab auf dem Plot gradiert. Dass ich ebenfalls am Yoke Anpassungen vornehmen muss, hab ich erwartet, denn das muss ich eigentlich immer. Diese Änderungen nehme ich aber immer erst vor, wenn ich an mir sehe wie die Hose sitzt und wieviel ich wegnehmen muss, damit die Hose am Rücken gut anliegt.
Mit dem Blick auf die Hosenbeinlänge war ich etwas skeptisch. Ich wollte aber auch nicht einfach verlängern ohne die Hose vorher mal an mir zu sehen. Denn laut Schnitt ist die Eddystone für eine Körpergröße von 168 cm gedacht und ich bin nur 1 cm größer. Zur Vorsicht habe ich die Hosenbeine aber nach unten hin 6 cm länger auslaufen lassen, damit mir später nichts am Saum fehlt.
Eine Probehose habe ich für die Eddystone nicht angefertigt. Ich hatte sowieso keinen anderen Stoff da der ebenfalls 10% Stretch gehabt hätte, somit wäre ein Probestoff eh nicht aussagekräftig.
Zur Vorsicht habe ich mir aber die Mühe gemacht und die gesamte Hose einmal nur geheftet. Notfalls hätte ich dann noch Nahtzugabe auslassen können.
Außer am Yoke hatte ich aber nichts zu bemängeln. Nur dass ich diesmal an beiden Seiten des Yokes etwas wegnehmen musste und das Waistband entsprechen kürzen musste für einen perfekten Sitz.

Die Taschenbeutel werden laut Anleitung so genäht, dass die rechte Stoffseite in der Hosentasche ist. Hier bin ich schon gewohnt, dass das je nach Jeansschnitt anders gehandhabt wird und ich vorab aufpassen muss. Ich mag es lieber, wenn mich die hübsche Stoffseite anschaut während ich in die Jeans steige. Da sehe ich den Stoff schließlich öfter als in den Taschen. Ich habe einen Stoff angeschnitten den ich eigentlich noch brauche (weiß noch nicht wieviel genau), aber er passte einfach zu gut für diese Hose.

Es gibt ja ziemlich viele Arten den Reißverschluss in eine Jeans zu nähen. Hier hatte ich schon tolle Anleitungen (Ginger!!) und weniger tolle (Ash – ich werde noch berichten). Diese hier war richtig angenehm. Alles lief problemlos. Nur, dass der RV hier unten noch rausschaut ist nicht so richtig hübsch. Dafür liegt er aber schön weit innen. Bei einigen Rezensionen zur Ash hatte ich gelesen, dass gerade Frauen mit etwas mehr Bauch bemängelt hatten, dass der Fly Front aufklappt und der sehr weit vorne liegende Reißverschluss dadurch immer hervor blitzt. Hier liegt er schön weit hinten.

Bevor ich das Waistband laut Anleitung angenäht habe, kam aber erstmal wieder ein Schritt den ich in der Reihenfolge und auch im Schnitt leicht abändern musste: Weil die Original-Eddystone-Gürtelschlaufen recht weit am Schluss einfach oben auf genäht werden, ich dies aber ändern wollte, habe ich mir das Belt Loop Schnittteil etwas verlängert, so dass jede Schlaufe am Ende knapp über 9 cm lang ist und unter den Bund genäht werden kann. Und weil ich den Speckled Wine Time so passend fand, durfte er auch noch auf das innere der Gürtelschlaufen und somit leicht hervorblitzen.

Im Waistband ist übrigens keine Einlage, was ich persönlich sehr angenehm bei einer high waist Jeans finde. Ich war aber sehr positiv überrascht, wie das Waistband stattdessen verarbeitet wird, weil ich das noch in keiner Anleitung vorher gesehen habe (Den Teil mag ich jetzt aber nicht verraten)
Die Potaschen habe ich etwas höher angesetzt als im Schnitt vorgesehen. Aber das ist für mich auch eine Änderung mit der ich immer rechne.

Die Länge von + 6cm habe ich übrigens komplett benötigt. Inzwischen habe ich das Schnitteil auch an der dafür vorgesehen Position verlängert, falls ich die Hose noch mal nähen möchte.
Ich habe mich ja immer noch nicht ans Knopflochnähen gewöhnt. Es ist jedesmal eine Zitterpartie. Das hat dann aber recht gut geklappt. Was ich aber leider erst gesehen habe, als der Bund abgesteppt war und Knopf und Knopfloch fertig waren: Leider ist der Bund auf einer Seite schief geworden, so dass eine Seite jetzt etwas höher steht.

Die Farbe meiner Jeans ist etwas gewöhnungsbedürftig und ich hätte sie heute eher nicht mehr ausgewählt. Damals hatte ich bei der Denimsuche die Farbe meines Blazer im Hinterkopf (Ocker – mit Akzenten in einer ähnlichen Farbe die wohl auch irgendwas zwischen Lila und Bordeaux ist). Das hätte glaub ich echt ganz gut ausgesehen zusammen. Aber so ohne Blazer war ich erstmal ratlos, zu was ich diese Jeansfarbe kombinieren könnte. Aber sowohl mit dem Pullover oben als auch mit meiner Softshelljacke finde ich es nun eigentlich ganz gut.

Nach dieser Jeans hatte ich jedenfalls richtig Lust darauf weitere Jeans zu nähen und neue Schnitte zu testen. Daher werden die nächsten Wochen hier noch etwas hosenlastig 🙂
