Rückblick -Mein Vorhaben:
Ein Hemdblusenkleid mit Kragen, mit langen Ärmeln und Manschetten und mit weitem (gefüttertem) Rock sollte es werden. Tagelang(!) habe ich einen passenden Schnitt gesucht und mir am Ende einen zusammengebastelt. Hiervon berichtet mein Plan zum Teil 1 des Sew Alongs auf Instagram
Das Megan Nielsen „Matilda Dress“ mit der Ärmellänge und den Manschetten von Grasser #704.
Dass dieser Plan nicht aufging, hat der zweite Bericht auf Instagram gezeigt:
Mir gefiel wie das Oberteil saß und ich mochte die Brusttaschen. Nicht so stimmig war die Form der Ärmel. Die hatte ich ja selber verlängert, das lag also nicht am Schnitt. Was mir aber am Originalschnitt überhaupt nicht gefiel war die Rocktaschenlösung. Sie sahen nicht schön aus und hatten so wie sie waren keine Funktion. Wenn ich meine Hände in die Taschen steckte (oder etwas anderes), sah das wirklich furchtbar aus. Aber ich wollte ein praktisches Kleid nähen und die Taschen sollten keine nutzlose (nicht mal hübsche) Zierde sein. Der Rock war zu lang (was ich natürlich noch hätte ändern können) aber es fehlte mir auch Volumen im Rock.
Ich war also einerseits zufrieden (Passform, Oberteil) aber dennoch war es nicht der Schnitt der mir vorschwebte und ich wollte ihn erstmal nicht zuende nähen.
Der eigentliche Plan – das Wanderkleid
Der Hauptgrund dafür war, dass dieses Weihnachtskleid eine tragbare Probe für ein geplantes „Wanderkleid“ werden sollte. Mein zukünftiges Wanderkleid möchte ich auch bei kälteren Temperaturen tragen (daher auch der Wunsch nach langen Ärmeln und hoch geschnittenem Kragen). Ein breiter Rock soll für viel Beinfreiheit sorgen und die Stoffwahl (es wird später Flanell) für die nötige Wärme und Gemütlichkeit. Es soll aber vor allem auch richtig hübsch sein. Oft ist Wanderkleidung ja nur praktisch. Da ich aber sehr viel spazierend und wandernd unterwegs bin, möchte ich nicht immer nur „praktisch“ rumlaufen, sondern eben praktisch UND hübsch gekleidet.
Mit diesem Plan im Hinterkopf konnte ich das erste Kleid erstmal nicht weiternähen und eine neue Lösung musste her.
Die Stoffauswahl
Um nicht wieder 3 Meter Probestoff zu kaufen, musste etwas aus dem Bestand her und die Wahl fiel auf einen grauen Wollstoff der seit Jahren in der Schublade liegt, weil er eben grau ist 😉
Dann fiel mir auf, dass der grüne Robert Kaufmann Mammoth Flannel Olive (der eigentlich mal eine Weste füttern sollte) eine tolle Kombination zum Grau sein könnte. Er würde das Kleid spannender machen und ich hätte schon ein wenig Übung für das Wanderkleid, das ich ausschließlich aus Karoflanell (Robert Kaufmann Mammoth Flannel Rust) nähen werde.
Um sicherzugehen, dass die Stoffe wirklich gut harmonieren, hab ich mir zuvor die Zeit genommen das erstmal zu visualisieren. Das hat mir schon bei einigen Projekten vorab geholfen.
Die Karos
Ohne es zu merken, hab ich das Projekt damit dann doch deutlich aufwändiger gemacht als zuvor gewollt. Jedes Karo-Flanell-Detail musste nun exakt geplant werden: Wo soll welche Farbe und welcher Karo-Abschnitt auftauchen? Außerdem wollte ich natürlich alles exakt gespiegelt haben.
Ich hatte eine genaue Vorstellung im Kopf und musste dann schnell erkennen, dass das wieder mal nicht umsetzbar ist: Die Karos meines Stoffes sind sehr groß und ergeben somit einfach einen komplett anderen Effekt als kleine Karos. Die meisten Schnittteile waren einfach nicht groß genug, als dass die Karos sich überhaupt wiederholen würden. Das hat aber überraschenderweise meinen Ehrgeiz geweckt und noch bevor ich irgendwas vom Kleid zugeschnitten habe, hab ich mich an alle Karo-Schnittteile gemacht und ausschließlich diese umgesetzt:
Die hintere Passe
Eigentlich wird sie im Bruch zugeschnitten. Da ich aber unregelmäßige Karos habe, ist sie bei mir nicht im Bruch. Damit ich wirklich 2 exakt gleiche Teile habe, hab ich mir die Abschnitte auf Folie gezeichnet und die Farben dazu geschrieben. Besonders tückisch an meinem Stoff: es gibt 2 Dunkelgrün-Töne die sich sehr ähneln, aber eben nicht die gleichen sind… Durch die Folie konnte ich aber vor allem auch gut erkennen welches Muster überhaupt im Mittelpunkt stehen soll, wieviel von jeder Farbe später sichtbar sein wird, was davon in der Nahtzugabe verschwindet, welche Farben später aufeinander treffen usw. Die Methode hab ich dann für alle weiteren Karo-Schnittteile angewendet.
Die Cuffs
Das war mir besonders wichtig: Ich habe exakt geplant wo welche Karos nach dem Annähen und Falten landen werden, denn das ist ja ein Bereich, den ich selber immer sehe, wenn ich das Kleid trage
Damit hab ich auch recht viel Zeit verbracht. Am Ende sieht man nur einen schmalen Streifen Stoff. Aber dieser schmale Streifen sollte trotzdem ein Karo-Muster zeigen. Und wenn man in der gesamten Hobby-Nähkarriere erst 2 Ärmelschlitze genäht hat, muss man erstmal drüber nachdenken welcher Teil hiervon später der sichtbare ist 🙂
Aber zum Glück hatte ich a) eine super gute Anleitung und b) diese Ärmelschlitze mit eben dieser Anleitung ja gerade erst genäht und so ließ sich auch dieses Rätsel lösen.
Der hintere Kragensteg
Hier habe ich mir erst im späteren Verlauf überlegt, dass auch dieser Grün statt Grau werden soll.
Die Brusttaschen
Ebenso bei den Brusttaschen. Das Detail ist nur innen und nur ich sehe und weiß es. Aber es ist dennoch eine kleine Besonderheit über die ich mich freue
Die Änderungen für den Rock
Die Anleitung für das Grasser Kleid #704
Die Anleitung ist auf Englisch und hat sehr viele Bilder. Die sind wirklich super hilfreich. An manchen Stellen hätte ich mir auch detailliertere Sätze gewünscht und musste ein wenig überlegen wie das wohl gemeint ist. Aber mit ein wenig überlegen kam ich dann doch immer drauf und habe mir noch den ein oder anderen Zusatz dazu geschrieben. Meist haben die vielen, guten Bilder meine Fragen geklärt und ich wusste dadurch wie was gemeint war.
Ein paar kleine Änderungen hab ich dennoch eingefügt:
Auch die Vorderpassen habe ich rechts auf rechts an das Vorderteil genäht.
Als der Kragen an der Reihe war, kam ich tatsächlich dauerhaft ins Stocken und hab mir eine andere Anleitung für eine Bluse zuhilfe genommen.
Da das Grasser Kleid #704 einen Jeansstoff vorsieht, werden alle Nähte mit Kontrastgarn doppelt abgesteppt. Ich habe jeweils nur eine Absteppnäht in der jeweiligen Stofffarbe gemacht.
Die Brusttaschen werden erst ganz am Schluss angenäht. Das macht schon Sinn, da beschrieben wird, dass man diese dann exakter auf der Brust platzieren kann, da das Kleid ja nun bereits probegetragen werden kann. Ich wollte aber nicht das gesamte (schwere) Wollkleid unter der Nähmaschine haben und habe die Brusttaschen bereits anhand der vorgeschlagenen Markierung befestigt, als ich das Vorderteil fertig hatte. Ich bin aber mit der Platzierung sehr zufrieden.
Aus den zuvor geänderten Rockteilen habe ich auch noch Futterteile zugeschnitten. Es ist mir eh ein Rätsel warum so viele Kleider – und Rockschnitte ohne Futter daher kommen. Aber gerade für meinen Wollstoff (und später Flannel) würde ich ohne glattes Futter sicher keine Freude am Kleid haben.
Die Gürtelschlaufen und das dazugehörige Taillenband hab ich weggelassen. Ich mag den Look mit dem Gürtel für das schmale, lange Originalkleid. Für mein kürzeres, voluminöses Kleid fand ich es allerdings nicht nötig.
Fazit
Am Nachmittag des 26. Dezembers war mein „Weihnachtskleid“ dann so gut wie fertig. Nur die Knopflöcher hatte ich noch nicht genäht, da ich noch keine Knöpfe hatte für diese neue Stoffkombination.
Mit langen Nadeln konnte ich das Kleid aber soweit schließen, dass eine Anprobe möglich war, die mich sehr glücklich gemacht hat: Das Kleid passte hervorragend und es gefiel mir unheimlich gut!!
Nur die Ärmel werde ich für die nächste Variante nach dem Schnitt ein wenig kürzen. Hier sieht man ganz gut, dass sie ein wenig zu lang sind:
Trotz kleiner notwendigen Änderungen habe ich nun erfolgreich den Schnitt gefunden mit dem ich mein Karo-Wanderkleid angehen kann und habe dazu noch ein tolles, tragbares Probekleid genäht, das sich auch nicht verstecken muss
Die Knopfleiste war dann leider nicht ganz ohne: Obwohl ich sie mit Vlieseline verstärkt habe, verzog sich der Wollstoff einfach total. Die Knopflöcher wurden damit leider nicht gleichmäßig. Also weder die Knopflöcher selber noch die Position, obwohl ich eine Knopflochtransporthilfe verwendet habe. Ein Wollstoff ist eben doch kein perfekter Kleiderstoff… Aber gut, es ist eben doch nur das „Probekleid“, somit kann ich mit kleinen Schönheitsfehlern leben.
Ich freue mich schon auf das Nähen des „richtigen“ Wanderkleides aus Flanell.
Nun stöbere ich erstmal durch alle anderen Beiträge des Weihnachtskleid Sew Alongs 2021.
Vielen Dank für die Organisation!
Christin
Hallo Melanie,
es steht Dir wirklich ausgezeichnet! Alles Gute für 2022! LG Christin
gazelle
Superbe
Muriel.Nahtzugabe5cm
Hi Melanie,
ich bin sehr stolz auf Dich, dass Du Dich so erfolgreich durch das Projekt gekämpft hast. Habe Dich sehr gerne unterstützt, auch, wenn ich manchmal das Gefühl hatte, gleich sprichst Du nicht mehr mit mir, wenn ich noch mal erwähne, dass Du die notwendigen „ganz einfach“ selbst machen kannst :-).
Die Knöpfe sehen perfekt zu dem Kleid aus. Ich bin schon sehr gespannt aufs fertige Kleid. Es ist ein Hammer-Kleid geworden.
Lieber Gruß,
Muriel
Muriel.Nahtzugabe5cm
Hi Melanie,
hach, das Kleid ist sooo toll geworden. Vielen Dank für die vielen Detailfotos und die schönen Fotos im Wald.
Viel Spaß beim Tragen und Erfolg beim richtigen Wanderkleid.
Lieber Gruß,
Muriel
Heike
Ein ttolles Kleid ist das geworden. Die karierte Passe und Ärmelbündchen sind schöne Hingucker.
LG, Heike
Miriam
Deine Mühe hat auch mehr als gelohnt und ausbezahlt. Das Kleid ist so schön geworden und steht dir ausgezeichnet.
Ich bin schon sehr gespannt auf das finale Wanderkleid, damit wirst du im Wandereinheitsfunktionsbrei garantiert auffallen.
LG Miriam
Stefanie
Dein Kleid ist toll geworden und der Aufwand, den Du bei dem Karoflanell betrieben hast, hat sich wirklich gelohnt. Das hat Du wirklich super präzise gearbeitet, ich bin echt beeindruckt.
LG, Stefanie
kuestensocke
Ein Wanderkleid ist wirklich eine tolle Idee und Deine Umsetzung ist wie stets sehr spannend und professionell. Dann drücke ich die Daumen für die letzten Meter und dann frohes Wandern bei passendem Wetter! LG und ein gutes neues Jahr, Kuestensocke