Ich habe endlich eine Jeans genäht!!
Es gibt keine wirklich guten Gründe dafür warum ich das immer vor mir hergeschoben habe… Ich wollte das wirklich seit Jahren, hatte aber immer eine Mischung aus Respekt und Scheu. Zu groß sicher der Aufwand. Also nicht das Nähen an sich. Lange Nähprozesse halten mich nicht ab, da wähle ich einfach nur den richtigen Zeitpunkt. Es ging eher um das Anpassen. Weil das Jeans kaufen schon so ein Desaster bei mir ist, wird das Jeans nähen sicher nicht leichter, wenn man anscheinend keine Standardfigur hat. Nicht falsch verstehen, ich hadere nicht mit meiner Figur. Aber schmale Taille, breitere Hüfte und hoher Schritt sind anscheinend nicht vorgesehen in der Jeans-Industrie und entsprechend hab ich befürchtet das wird bei den Schnitten ähnlich sein und eine lange Anpass-Arie mit sich ziehen. Und für sowas habe ich einfach keine Geduld. Da gebe ich beim schnellsten Problem auf, frage nicht nach, lese nicht nach (trotz zahlreicher Nähbücher) und will und kann mich dem Problem irgendwie nicht widmen. Ich weiß dass andere Hobbynäherinnen dann erst richtig aufblühen. Ich mag den Gedanken daran schon nicht und brauche eine riesengroße Portion Motivation um mich dem zu widmen.
Und die Motivation hab ich dann bekommen: Ich hatte 20 Mitstreiterinnen die mit mir zusammen genäht haben. Und dann ging es plötzlich :
Das Jeanswochenende 2022 – Wie kam es dazu?
Während eines kleineren online-Nähtreffs kam gerade das Thema Jeans nähen auf und ich klagte ein wenig mein Leid, dass ich ja vor einem Jahr mal einen nicht so erfolgreichen Versuch gestartet habe und dann nach 2 unfertigen Jeans wieder aufgegeben habe. Von anderen Teilnehmerinnen des Nähtreffs wurde ich etwas motiviert das doch wieder in Angriff zu nehmen und es kamen auch die ersten Rückmeldungen, dass die anderen darauf ja auch mal wieder Lust hätten oder aber sich auch nicht trauen. Aber zusammen nähen, das wäre doch was! Und wie das so ist bei größeren, mehrtägigen (online) Nähtreffs: Mindestens eine muss es in Angriff nehmen, es planen, organisieren, andere einladen, einen Rahmen bieten…. Aber das musste ich zum Glück nicht alleine machen: Mit Hilfe von Jule, Dana und Muriel (alle Links führen zu den jeweiligen Instagram accounts) entstand dann sehr schnell das grobe Gerüst für das Jeanswochenende 2022.
Was als kleine Idee begann, wurde dann in den nächsten Wochen der Planung irgendwie ein Rundum-Sorglos-Paket mit vorangehendem Q&A und Checkliste zur Vorbereitung für alle Teilnehmerinnen. Dabei habe ich gemerkt, dass es auch mir nicht an Wissen mangelt, ich hatte ja jahrelang Zeit mir Jeans-Theoriewissen anzueignen 😉 Das hier bereits vorgestellte Buch war auch unglaublich hilfreich und zudem haben wir alle noch viel im Internet recherchiert, Schnitte zusammengetragen, Hilfestellung zur Vorbereitung gegeben, Probehosen analysiert usw. Dana konnte zudem ihr geballtes Wissen aus all ihren bisher genähten Jeans (Link zum Instagram-Beitrag) beitragen. Das war mega hilfreich. Sowohl für unser Q&A als auch beim eigentlichen Nähwochenende das vom 04.-06. März stattfand.
Hier ein kleiner Einblick was für tolle Jeans entstanden sind:
Genäht wurden
Ash, Dawn und Flint von Megan Nielsen; Lander Pants von True Bias; Ginger, Morgan und Sasha von Closet Core Patterns; Worker Trousers von The Modern Sewer; Merle Jeans von Mamili1910; Ames von Cashmerette; Jeans Nummer 1 und 3 von Pattydoo; Nolan von Seamwork; die Skinny Jeans von the couture und die Klassische Jeans von Müller und Sohn
Die Organisation
Und weil ich immer wieder höre „Ein gemeinsames Online-Nähwochenende mit dem Thema XY wäre auch mal toll“ erzähle ich einfach wie wir das organisiert haben. Denn wenn wir es können, kann es eigentlich jede 😉
- Eingeladen haben wir über Instagram-Stories
- Unsere interne Planung lief über Trello (hilft Projekte zu verwalten, auch mit mehreren Leuten; kostenlos)
und Signal (hier geht natürlich jeder beliebige Nachrichtendienst der Gruppenchats anbietet) - die Anmeldung zur Teilnahme lief über meinen WordPress-Blog (das kann man aber natürlich auch über Instagram oder Email koordinieren)
- und die Q&A Session sowie das eigentliche Nähwochenende lief über Zoom. (Der Zoom-Account zur reinen Teilnahme ist kostenlos; das Hosten von Meetings ist kostenpflichtig, man ist aber variabel über welchen Zeitraum man einen Pro-Account bucht)
Also, einfach mal machen, wenn die Idee erstmal rollt, fallen einem immer mehr Dinge für solche Wochenenden ein. Wie z.B…..
Unser Label
Neben all der Planung für unser Nähwochenende musste meine eigene Planung ja auch voranschreiten und ich musste mir überlegen wie meine Jeans aussehen soll: Schnitt, Stoff, Reißverschluss oder Knopfleiste, Label… Label?? Ich wollte schon gerne den typischen Kauf-Jeanslook den ein Label irgendwie komplett macht. Aber was nehme ich da? Die Recherche zu Kauf-Lederlabel war irgendwie mau und nicht nach meinem Geschmack. Und dann kam mir die Idee ein eigenes Label zu erstellen. Und warum dann nicht auch gleich (als Überraschung) für alle Teilnehmerinnen? Somit machte ich mich ans Werk und überlegte ein Design. Schlicht und dennoch ein bisschen kreativ. Und möglichst erkennbar eine Art Erinnerung an unser gemeinsames Wochenende. Und das kam dabei heraus:
Das Label habe ich mit Ledernadel und Topstitchgarn angenäht, das funktionierte sehr gut. Katrin hatte die Idee das Label nur oben und unten anzunähen, damit ein Gürtel hinter dem Label langlaufen kann, das Label also nicht vom Gürtel verdeckt wird. Sie verwarf die Idee wieder, weil ihr Gürtel breiter ist und das nicht passte. Meiner ist jedoch schmal genug und ich habe die tolle Idee übernommen.
Viel wichtiger jedoch: Ich kann meine Jeans auch ohne Gürtel tragen. Das war das eigentliche Ziel und das hat geklappt. Mehr dazu bei den Anpassungen….
Der Schnitt und die Vorbereitungen
Ich habe das Schnittmuster Morgan Jeans von Closet Core Patterns gewählt, weil ich den lockeren Sitz sehr toll finde und den „Boyfriend Stil“ sehr mag. Bei unserem Jeanswochenende war ich übrigens die einzige mit diesem Schnitt.
Meine Probehose habe ich aus Mangel an günstigem Probe-Denim vorab mit einem normalen Baumwollstoff genäht. Laut Maßtabelle hatte ich eine 10. Das war aber deutlich zu spack. Also habe ich eine weitere Probehose genäht in Größe 12 bei der ich die Hüfte auf Größe 14 gradiert habe. Das saß besser, wenn auch in der Taille deutlich zu weit. Für die eigentliche Jeans hab ich daher zur Taille hin auf Größe 10 verschmälert.
Mit dem Mix aus 10-12-14 habe ich den Denim dann vor dem Wochenende zugeschnitten.
Die Taschen
Und weil dann tatsächlich noch ein Tag Zeit war, bis es losging (die 3 Wochen davor war ich eher nur am Routieren – die Ruhe fühlte sich komisch an 😉 ) habe ich die Taschen schon mal vorbereitet. Auch hier fing die Überlegung der Potaschen-Designs schon Wochen vorher an. Unter anderem auch, weil das auch Teil der Präsentation innerhalb unseres Q&As war. Auf meinen Potaschen wollte ich gerne Berge haben. Ich wohne seit vielen Jahren im Schwarzwald und ich LIEBE den Schwarzwald und die Berge und überhaupt Wald an sich. So oft es geht (beinahe täglich) findet man mich im Wald und ich kann mich nie sattsehen an unseren schönen Landschaften und den Bergen und den Aussichten. Und ein wenig dieser Schwarzwaldliebe wollte ich gerne auf meiner Jeans haben.
Ich fand diese Stickdatei, konnte mit dem Spruch darauf aber nichts anfangen und habe sie mir entsprechend abgeändert. Auch für die Coin Pocket, so dass hier nur kleine Berge rausschauen. Auf der Potasche sollten Berge und Wald zu sehen sein. Die Potasche hatte ich gespiegelt eigentlich ein zweites Mal angefertigt. Aber nach Abstimmung mit den Teilnehmerinnen kam heraus, dass nur eine bestickte Tasche nicht so überladen wirkt.
Die Taschenposition hab ich übrigens auch verändert und ein wenig weiter nach innen versetzt, also näher zueinander.
Auch dafür war die Probehose praktisch, da fiel mir das schon auf, dass sie für mich zu weit außen sitzen. Es gibt viele tolle Vergleiche was der Sitz der Potaschen ausmacht. Unter anderem bei Closet Core Patterns und auch Pattydoo.
Beim Platzieren der Taschen geht man aber nicht nur nach der Vorlage auf dem Schnitt, denn wenn man die Innennähte absteppt, verschiebt sich die optische Mitte. Für das Auge ist nun die Mitte zwischen den beiden Absteppnähten, daher sollten auch die Potaschen entsprechend platziert werden. Sieht man oben auf dem Tragefoto besser, dass das ganz gut gelungen ist.
Statt Nieten habe ich hinten nur bartacks/Riegel gesetzt. Dann muss ich nicht aufpassen wo ich mich hinsetze oder anlehne. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis. Auch meine Nähte sind richtig gut geworden und der Vorgang des Topstitchings hatte irgendwie etwas beruhigendes und entschleunigendes für mich.
Mit meiner großen Nähmaschine habe ich die Jeans zusammengenäht (mit normalem Garn und Jeansnadel).
Mit der Overlock habe ich versäubert.
Mit der kleinen Nähmaschine, Topstitchnadel und Topstitchgarn habe ich nur die die Topstitchnähte gemacht.
Ich musste also immer nur den Platz wechseln auf meiner kleinen „Nähmaschinenstraße“
Und Überhaupt war ich mit diesem mehrtägigen Projekt wieder mal froh dank Nähzimmer am Ende des Tages einfach nur die Tür zumachen zu müssen und alles liegen lassen zu können.
Das Innenleben
Obwohl ich ja eigentlich damit hätte zufrieden sein können, wenn meine erste Jeans überhaupt tragbar wird, hatte ich auch für das Innenleben großes vor… Ich wollte einen kreativen Innenstoff, aber auch eine möglichst schicke Versäuberung. Schon bei der Probehose hatten mich die Overlocknähte für den Button Fly und den Fly Shield gestört. Ich hatte mir daher schon Schrägband bereitgelegt.
Die Innentaschen habe ich aus einem kleinen Reststück meines Bernina-Stoffes genäht (der war vor Jahren sehr schwer zu bekommen). Die Taschenböden habe ich mit französischen Nähten genäht um auch hier wieder nicht auf Overlocknähte schauen zu müssen. Da ich bei Sabrina so eine wunderschöne, zu den Taschen passende, Schrägbandversäuberung gesehen habe (schaut mal hier bei Instagram – Bild 6 – und überhaupt ein KNALLER Ergebnis!! ihre Jeans), hab ich mir die letzten Reste meines Innenstoffes noch mal vorgenommen und konnte diese auch noch zu Schrägband verarbeiten. Jetzt bin ich noch glücklicher mit dem Ergebnis. Für manche ist das ja „eh nur innen“. Aber ich weiß, dass ich mich jedesmal, wenn ich in die Jeans steige über eben diese Kleinigkeiten freuen werde.
Die Knöpfe
Es gibt ja eigentlich bei jeder Jeans die Wahl Reißverschluss oder Knopfleiste zu wählen. Eine Knopfleiste habe ich noch nie genäht und ich fand es auch sehr passend zum lässigen Boyfriend Look. Daher wurden es die Knöpfe. Meine Mitstreiterinnen wissen schon, dass ich die hier gängigen Stern-und-Lorbeerkranz-Designs eigentlich nicht mag. Aber hier wollte ich dann doch auf Nummer Sicher gehen und für meine erste Jeans nicht gleich die besonderen Knöpfe verwenden die ich bei Blackbird Fabric geordert habe.
Dass ich mit dem Boyfriend Look auch den Hosenumschlag übernehmen werde war mir auch von vornherein klar, daher habe ich die Seitennähte nicht wie in der Anleitung beschrieben zusammen versäubert sondern auseinandergebügelt. Ich habe die Nähte getrennt mit der Overlock versäubert und den unteren Teil noch einzeln mit Schrägband eingefasst. Von diesem schönen Ockerton hatte ich leider nur noch wenig im Vorrat, daher habe ich bei der Versäuberung der Innennähte ein schlichtes Blau gewählt. (Ebenfalls nur im unteren, sichtbaren Bereich).
Diese ganze Mühe vorab und jedes einzelne Detail das ich eingefügt habe, hätte auch nach hinten losgehen können. Ich hatte keine Garantie dafür, dass die Jeans passen wird. Aber irgendwie hat mir der ganze Aufwand bei der Vorbereitung und bei der Verarbeitung geholfen auch bei den Anpassungen am Ball zu bleiben.
Die Anpassungen
In der Regel kann eine Vorderhose schon komplett fertig gestellt werden. Der Yoke der Hinterhose wird erstmal nur geheftet, auch das Zusammennähen der Vorder- und Hinterhose erfolgt per Heftnähte und auch der Bund. Damit kann man den Sitz dann erstmal überprüfen und schauen was geändert werden muss. Meine Anprobe zeigte: Ich hatte vorne auf Button Fly-Höhe zu viel Stoff. Wir haben uns beim Jeanswochenende gegenseitig bei den Anpassungen geholfen und es gab diverse Ansätze dies zu verbessern:
Verkleinern der Schrittkurve
Das ging leider nach hinten los. Das Ergebnis waren ganz fiese vertikale Falten. Und leider war es auch nicht so leicht diese Änderung wieder rückgängig zu machen, denn der gesamte Button Fly war schon fertig, inklusive Topstitching obenauf und da war ich dann leider das erste Mal richtig verzweifelt, weil ich mir die Hose damit fast versaut hätte. Und ganz ehrlich… hätte ich alleine genäht, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich an dieser Stelle super frustriert aufgehört hätte. Aber am gemeinsamen Jeanswochenende war Aufgeben keine Option und so kämpfte ich mich durch, brachte die Hose wieder auf ihren Ursprungszustand und versuchte die nächste Option:
Eine kleinere Größe wählen
Auf die Idee bin ich selber nicht gekommen, denn rechts und links außen an meiner Hüfte saß die Jeans super. Als ich da dann aber doch ein wenig Stoff weggezogen habe, sah ich auch, wie sich das Problem in der Mitte verkleinerte… Also nächster Versuch: Die Gradierung auf Hüfthöhe von 12 auf 14 habe ich rückgängig gemacht. Aber erstmal nur zur Probe: Auf dem Schnitt eingezeichnet, aber noch nichts weggeschnitten und ebenso auf der Hose. Neu geheftet, neu anprobiert… und siehe da: Problem erledigt 🙂
Kommen wir zu den nächsten beiden Problemen die bei der Anprobe zum Vorschein kamen:
Die Höhe der Hinterhose
Wenn ich mich hingesetzt habe, saß die Hose schon recht weit unten.. Noch kein Bauarbeiterdekolletee, aber halt schon kurz davor. Länge konnte ich der Hinterhose ja jetzt nicht mehr verpassen. Daher habe ich versucht ein bisschen Länge aus dem Yoke rauszuholen indem ich diesen wieder aufgetrennt habe und mit weniger NZ angenäht habe. Das Ergebnis war aber ein bolleriger Yoke (ein wenig sah es nach Pampers-Hintern aus), daher habe ich das rückgängig gemacht und muss bei dieser Hose mit der Länge leben. Für die nächste Morgan Jeans habe ich den Hinterhosenschnitt bereits verlängert (also den Schnitt keilförmig aufgeklappt). Bin schon gespannt ob die Änderung erfolgreich ist. Das werde ich aber erst in ein paar Wochen oder Monaten sehen, vorher ist keine weitere Morgan geplant. Damit nehme ich aber immerhin schon vorweg, dass eine weitere geplant ist 🙂
Die Taille / das Waistband
Hier hatte ich bereits eine Größe kleiner gewählt als für den Rest der Hose, denn das „Problem“ größere Hüfte, schmalere Taille ist ja bekannt.
Das war aber noch nicht ausreichend – das Waistband stand arg nach hinten ab. Man sieht evtl auf dem nachfolgenden Bild in der Seitansicht ganz links, dass ich kein besonders großes Hohlkreuz habe (das ist oft die erste Vermutung anderer, wenn ich von dem Abstehen berichte). In meinem Fall ist einfach das Verhältnis von Taille zu Hüfte zu groß.
Ich habe am Waistband zur Probe mal 3 Abnäher gesteckt: Jeweils rechts und links auf Höhe der Seitennaht sowie einen in der hinteren Mitte. Das sah optisch schon mal gut aus. Also alles wieder auftrennen, Abnäher nähen, neu heften und überprüfen… Puuuh… Also anfangs hat mich das Vorgehen nicht gestört. Aber nachdem ich ja wirklich einige Änderungen getestet und wieder verworfen hatte, kam ich wieder an einen Punkt an dem ich mich ganz schön durchbeißen musste. Auch hier geht wieder ein Dank dafür raus, dass ich nicht alleine war. Ich wurde zwar in dieser Zeit weniger kommunikativ, aber ich habe mich durchgebissen. Das Ergebnis wurde übrigens ganz schön gut. Die Hose sitz nun perfekt an und ich benötige keinen Gürtel. Auch bei einem längeren Spaziergang schon getestet! Hier die Beweis-Bilder 😉
Hinten / am Bild ganz rechts sieht man, dass das Waistband durch die 3 Abnäher und etwas eckig verläuft. Auf dem Schnitt hab ich das bereits angepasst: Abnäher in den Schnitt übertragen und die jeweiligen Stellen wieder abgerundet. Also auch wieder ein Grund noch eine Morgan zu nähen um den Vergleich zu sehen!
Der Stoff
Ich habe einen Denim ohne Stretch, also 100% Baumwolle gewählt. Ich kann es nicht beschwören, glaub aber er ist von Fabworks.uk. Ich habe ihn allerdings schon lange vor dem Brexit bestellt und es gibt ihn dort auch nicht mehr.
Eigentlich ist Blau schon lange nicht mehr meine Farbe und ich wollte auch keine blaue Jeans haben / nähen. Aber da es sich hier um einen Stoff aus meinem Bestand handelt, noch dazu um einen wirklich hochwertigen, wäre es ja schade gewesen ihn nicht zu vernähen. Und gerade für die erste Jeans wollte ich eh keinen Lieblingsstoff (mit Lieblingsfarbe) nehmen, also ja eigentlich passend. Und auch wenn ich kein Blau-Fan mehr bin: ich liebe die Schraffur dieses Stoffes… Ich weiß nicht wie man das nennt, aber schaut mal weiter oben bei den Detailbildern, da sieht man, dass er irgendwie nach typischer Arbeiterjeans aussieht. Ich trage zwar hier auf fast allen Bildern ein ein blaues Oberteil (dazu gleich mehr), aber wenn ich das Jeansblau mit meinen Farben kombiniere (unten rechts), dann gefällt sie mir gleich noch mal besser:
Abschließend bleibt mir nur noch zu sagen: Ich habe eine Jeans genäht!! Ich habe eine Jeans genäht!! Ich habe eine Jeans genäht!! Ja, da musste mein Mann auch durch. Mindestens 3 Tage lang hab ich ihn darüber mehrmals täglich fröhlich informiert. Ich weiß wirklich nicht wann ich das letzte Mal soooo stolz über ein selbstgenähtes Werk war.
Für mich war das Jeanswochenende ein voller Erfolg. Ohne hätte ich mich nie so gründlich vorbereitet (wochenlang!) – mit zusätzlich angeeignetem Wissen, aber auch mit Probehosen (ja, Mehrzahl..), Potaschenstickereien, eigenem Label etc.
Aber wahrscheinlich wäre ich auch wieder mal nicht am Ball geblieben. Daher noch mal ein großes Dankeschön an alle Teilnehmerinnen des Jeanswochnendes! Ich nehme übrigens auch noch ein dickes Paket Motivation mit in die weiteren Wochen: einen anderen Schnitt habe ich direkt zugeschnitten um ihn zusammen mit Sabrina zu nähen: Die Dawn von Megan Nielsen. Ich berichte dann wieder!
Der Body
Jetzt aber noch kurze Infos zum Body den ich trage:
Zugeschnitten habe ich ihn schon vor längerer Zeit – ist mindestens 2 Jahre her. Damals hab ich gezögert ihn zu nähen, da ich davon ausging, dass der Verschluss bestimmt kompliziert ist, und später dann weil die Farbe einfach nicht mehr zu mir und meiner übrigen Kleidung passte.
Als ich den anderen Jeanswochenend-Teilnehmerinnen meine gerade fertig gewordene Jeans zeigen wollte, hab ich zunächst schnelle Jeans-Fotos in meinem Nähzimmer gemacht. Damit der Sitz inklusive Bund besser beurteilt werden kann, hatte ich mir mein Langarmshirt in die Hose gesteckt. Aber trotz engerem Shirtschnitt, krabbelte das Shirt bei jeder Bewegung aus der Hose und ich wusste schon, dass ich für die „richtigen Fotos“ später irgendwas anders machen möchte, damit das nicht so doof aussieht. Und da fiel mir mein lange aufbewahrtes Ufo, der Nettie Body wieder ein. Einen Abend bevor mein Mann Zeit für die Fotos hatte, hab ich den schnell rausgekramt und angefangen ihn zu nähen.
Er näht sich recht schnell und unkompliziert. Beim Verschluss musste ich tatsächlich kurz in den Sew Along schauen, aber dann war auch der kein Problem.
Ich habe noch keine rechte Meinung zum Schnitt. Er ist sehr enganliegend, soll aber glaub ich so? Ich glaube der Brustbereich könnte eine Jersey-FBA vertragen, also eine ohne Abnäher. Denn gerade am Übergang Brust und Arm ist er doch sehr eng.
In der Kombination zur Hose fehlt mir optisch irgendwas…. Es wäre kein Outfit das ich so bewusst wählen würde.
Aber: er lenkt den Fokus auf die Jeans, die Passform lässt sich so wunderbar beurteilen, also hat er seinen Job für diesen Beitrag getan…
Ich bin in Gedanken nun schon wieder bei der nächsten Jeans, denn ich kann jetzt Jeans nähen!! 🙂 und das muss ausgenutzt werden!
Susanne
Gratuliere; deine Jeans sieht nicht nur klasse aus, sie sitzt auch super!
Hach, und die ganzen sorgfältig geplanten und genähten Details machen sie zu einem ganz besonderen Einzelstück.
LG von Susanne
royalwyvern
Glückwunsch zur erfolgreichen Jeans, die ist wirklich klasse geworden und der Aufwand hat sich sichtlich gelohnt.
Die Taschen sind ja mein persönliches Highlight, die Stickerei ist einfach traumhaft <3
LG Katrin
Barbara
Ganz, ganz toll Deine Morgan, die gefällt mir richtig gut! Obwohl ich ja schon überrascht war, daß Du noch nie eine Jeans genäht hast- denn so schwierig ist das ja auch nicht, wie Du jetzt auch festgestellt hast. Du hast schon viel schwierigere Dinge gemeistert, wenn ich mich recht erinnere! Ich mag ja vor allem Deine Stickerei auf der Hinterhose. So toll, die Berge, und so ein schöner persönlicher Bezug. Ich habe die Morgan auch schon genäht und mag den Schnitt sehr gerne. Die Jeansschnitte von MeganNielsen sind etwas höher in der Taille geschnitten, vielleicht ist die Dawn für Dich auch interessant, wenn Dir die Morgan im Rücken nicht hoch genug geht?
Deine Probleme bei der Anpassung kann ich gut verstehen, da auch bei mir die Masse für Taille und Hüfte um ein bis zwei Größen differieren (bei mir ist das Problem allerdings andersrum, also Hüfte zu schmal für die Taille, aber das ist letzendlich bei der Anpassung das gleiche Problem) . Mit normalem Gradieren kommt man da nicht weiter, denn das Volumen fehlt oder ist zuviel ja nicht an der Seite, sondern meistens mitten auf dem Popo…ich war sehr froh, als ich das vor kurzem begriffen hatte und jetzt ändern kann. Es gibt ein Verfahren, ähnlich der FBA im Oberkörperbereich, bei der man den Hosenschnitt an definierten Stellen durchschneidet und dann den Schnitt auf eine größere oder kleinere Weite im Hüftbereich schiebt. Sehr einfach und extrem effektiv, finde ich. Beschrieben ist das ganze z.B. in den Videos von Alexandra Morgan (Alexandera Morgan Pant Fitting bei google, da findet man das rasch), ich hatte es in einem Artikel in der Thread gelesen(gibt es leider keinen kostenlosen Link), auch im neuen Buch von Named Pattern wird es beschrieben.
Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächsten Jeans von Dir, und vielleicht auch auf eine Neuauflage des Jeanswochenendes? Dieses Mal hat es leider nicht bei mir terminlich geklappt, aber mein Interesse daran ist sehr groß!
Liebe Grüße
Barbara
Schnitt für Schnitt
Die Jeans ist richtig klasse geworden! Perfekt, dass sie ohne Gürtel passt. Und der Stoff ist echt schön. Auf Beinhöhe ist es ja nicht so schlimm, wenn es nicht deine Farbe ist, und zu dem braunen Hoodie passt die Jeans perfekt.
Ich bin erstaunt zu hören, dass du noch nie eine Jeans genäht hattest, aber den Grund kann ich total nachvollziehen. Mir geht es da wie dir. Hosenanpassung ist eh schon schwierig, und bei einer Jeans, wo die ganzen Details genäht werden, bevor man sie wirklich mal anprobieren kann, extra knifflig.
Ach ja, und die unterschiedliche Position bei den Potaschen habe ich bei meiner Morgan nicht berücksichtigt, und es fällt total auf…
Liebe Grüße
Christiane
Denise
Wow, deine Jeans ist so toll geworden! Und sie sitzt so super!
Ich mag ja eh immer sehr, mit welchen Details und Überlegungen du deine Nähprojekte umsetzt. Das mit dem schönen Innenleben kann ich gut nachvollziehen, da verplemper ich ja auch gern mal Zeit…
Liebe Grüße und bis zum nächsten gemeinsamen online Nähen!
Denise
lilaundgelb
Superklasse. Dein Post macht echt Mut sich da mal durchzubeißen. … ich habe auch noch keine Jeans genäht, allerdings trage ich auch kaum noch welche.
Falls ich bald mal eine nähen sollte (es soll auch eine Morgan werden) dann schaue ich wieder bei Dir vorbei. Danke für diesen ausführlichen Post.
VG
Birgit
Andrea
Die Jeans ist der Hammer! Was mir aber beim Lesen im Kopf rum spuckte, war, warum du die Außennähte nicht als Kappnaht genäht hast. Da gibt es ein tolles Video… Und heute bin ich da endlich wieder drüber gestolpert. Such mal nach Kappnaht und Hilli Hiltrud – das sollte eigentlich genau dein Ding sein.
Viele Grüße,
Andrea
Melanie
Hallo Andrea! Ganz lieben Dank 🙂
Ich trage die Jeans auch tatsächlich rauf und runter und sie ist unglaublich bequem! Ja, die Kappnähte habe ich in der Anleitung tatsächlich auch vermisst. Und dann ist mir beim Durchsehen all meiner Jeansschnitte aufgefallen, dass kein einziger dabei ist, der Kappnähte vorsieht oder sie beschreibt. Das hat mich auch gewundert. Es steht aber definitiv auf meiner Liste der Dinge die ich ausprobieren werde. Schließlich hab ich mir doch extra den Kappnahtfuß von Bernina gekauft. Soll ja nicht umsonst gewesen sein 😉 Aber die Morgan Jeans war ja meine erste Jeans die ich von vorne bis hinten zu Ende genäht (und angepasst) habe und irgendwie habe ich mich da sicherer gefühlt einfach der Anleitung folgen zu können. Bei der Dawn die daraufhin folgte war das auch noch mal so. Aber eine der nächsten Jeans bekommt bestimmt Kappnähte. Lieben Dank für dein Feedback!
Viele Grüße, Melanie
Andrea
Hallo Melanie,
das kann ich sehr gut verstehen und vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Hätte ich mir ja denken können, dass du sogar schon das passende Füßchen da hast 😉
Viele Grüße,
Andrea
P. S. : Mist, ich habe in meinem ersten Kommentar nicht gemerkt, dass die Autokorrektur aus spuken ein spucken gemacht hat. Fiese Vorstellung… 😉 sorry!