Ich habe mir ja viel vorgenommen für den Sew Along von Muriel. Meine 3 Projekte für den Morgenmantel Sew Along waren:
Ein Kimono für meine Nichte
Ein längerer Morgenmantel für die kältere Jahreszeit für mich
Ein Morgenmantel für den Mann
Die Ergebnisse:
Mit dem Morgenmantel für meinen Mann hatte ich angefangen.
Schnitt: Lahja Dressing Gown von Named.
Der Vorbereitungsaufwand hielt sich in Grenzen. Der Stoff war wunderbar weich, aber auch sehr dankbar in der Verarbeitung. Bei diesem Projekt war ich noch voller Elan und da zumindest nicht viel schief ging, hab ich den Morgenmantel auch gut in einem Rutsch durchnähen können. Das ist aber nur die Kurzfassung. In Wahrheit habe ich einiges zum Schnitt zu sagen. Ich habe einen ausführlichen Blogpost über den Morgenmantel geschrieben, den ihr hier nachlesen könnt.
Heute berichte ich euch ausführlich von meinem zweiten fertigen Morgenmantel: Vogue 8888 für mich.
Da der Stoff sich für einen Wintermorgenmantel zu kühl anfühlte, wollte ich ihn nach zahlreichen Tipps die ich nach dem ersten Beitrag bekommen habe mit Flanell füttern. Ich wusste nicht wie kompliziert es ist unifarbenen Flanell zu finden! Er sollte nicht 30€ der Meter kosten (war jetzt einfach nicht mehr im Budget) aber sich eben auch nicht stumpf und billig anfühlen. Ich habe mir nach und nach mehrere Stoffproben liefern lassen, aber kein Flanell fühlte sich so weich an, wie ich ihn mir für meinen Morgenmantel vorgestellt habe. Ich startete dann erstmal nur mit dem äußeren Mantel. Durch die geplante Fütterung brauchte ich die aufwändige Version mit französischen Nähten (inkl. französischer Nähte für die Nahttaschen) nicht anwenden. Das bringt schon mal richtig viel Zeitersparnis.
Stattdessen habe ich aber richtig viel Zeit aufgewendet für den Zuschnitt. Den Gürtel habe ich nicht gegen den Fadenlauf gelegt. Dann würden die Blumen nämlich alle Kopf stehen. Stattdessen habe ich den dehnbaren Stoff mit nicht dehnbarer Einlage unterlegt. Das Muster sollte an dieser Stelle so schlicht wie möglich werden:
Auch für den Kragen sollte es möglichst schlicht bleiben. Das wurde aber schon komplizierter. Es war mir unheimlich wichtig welche Blumen auf dem Kragen landen. Das ist irgendwie der Hauptblickpunkt des Morgenmantels. Ich habe die perfekte Blumenkombi gefunden um dann anschließend den Stoff zu versauen. Beim Einlage-Aufbügeln habe ich erst die Unterlage und damit dann den Stoff mit Kleberesten der Einlage versaut. Noch einmal gab es genau diese Blumenkombination für 2 Schnitteile leider nicht. Muriel die während meiner Vorbereitungen ein Nähwochenende bei mir verbracht hat, hat mir geholfen einen schönen Ersatz zu finden.
Vorderteile und Rückenteil mussten nur unten an der Bordüre angelegt werden.
Auch für die Ärmel wollte ich diese Platzierung. Ich konnte sie leider nicht komplett gleich anfertigen, da das Muster ja nicht gespiegelt auftritt. Aber die Platzierung unten am Stoff mit noch sichtbarer schwarzer Kante finde ich sehr gelungen:
Für mein Flanell-Futter wurde ich schlussendlich fündig bei dem Berliner Shop „Frau Tulpe“. Auch hier hatte ich mir Stoffproben schicken lassen und mich dann für den Robert Kaufmann Shetland Flanell „Peach“ entschieden. Eigentlich hatte ich mir günstigeren Flanell erhofft, aber nachdem ich schon mehrere Wochen mit der Suche nach geeignetem Flanell verbracht habe, war mir schon alles egal. Ich wollte den Stoff einfach nur noch daheim haben um den Mantel endlich fertig nähen zu können. Ich habe eigentlich schwarzen Flanell gesucht, aber den gab es nicht mit dem nötigen „Flauschfaktor“. Alle Stoffe die ich zur Probe daheim hatte, hatten entweder einen Wollanteil, oder sie hatten keinen, waren aber trotzdem nicht weich. Der Robert Kaufmann Flanell gefiel mir dann gerade wegen des Kontrastes sehr gut und weil er immerhin farblich toll zu einigen Blüten passt.
Er ist auch wirklich wunderbar weich und das war mir schlussendlich wichtiger als die Farbe. Ich wollte einen kuschlig warmen Wintermorgenmantel und den habe ich nun 🙂
Wie allgemein üblich bei Futterstoffen ist auch mein Futter so angebracht, dass man es von außen nicht sieht. Es ist auch innen schön verarbeitet:
Ich habe kurz überlegt den gesamten Mantel so zu verarbeiten, dass ich ihn wenden kann. Aber nur der Flanell ist weich und so macht es eigentlich keinen Sinn den anderen Stoff innen zu tragen. Außerdem lag der Flanell nur 1,10m breit und es passte somit nicht die Originallänge auf den Stoff.
Meine zweite Überlegung war es, den Außenstoff entsprechend zu kürzen. Aber bei einem Telefonat hat Muriel mich darauf hingewiesen, dass der Saum eh zu dick werden könnte, wenn alles eine Länge hat und zusammen verarbeitet wird. Und wenn der Innenstoff eh frei hängt, dann kann er ruhig auch ein Stück kürzer sein.
An einen Aufhänger denkt Vogue nicht. Aber hier habe ich ja schon Übung selber daran zu denken.
Wie bei vielen anderen Morgenmantel-Schnitten wird auch bei meinem Schnitt im Inneren ein dünnes Bindeband angebracht, was das Aufklaffen des Morgemantels verhindern soll. Da ich aus meinem dicken Stoff kein dünnes Bindeband nähen konnte, habe ich in meinem Vorrat nach Bändern gesucht die gar nicht vernäht werden müssen. Gefunden habe ich dann ein gestricktes Band von Tandem. Ich bin froh, dass ich diesen Schritt nicht übersprungen habe, das Band ist wirklich sehr praktisch.
Ein sehr großer Vorteil für mich war, dass Muriel den gleichen Schnitt gewählt hat. Und noch besser: Sie hat einen Großteil ihres Mantels bei mir genäht. Dadurch konnte ich mir ein paar Nähtipps holen.
Zum Beispiel für die Gürtelschlaufen. Sie sind recht lang bemessen und ich habe an ihrem Mantel abmessen können, dass 3 cm weniger auch locker reichen.
Und noch etwas, das man normalerweise erst bemerkt wenn es schon zu spät ist: Der Gürtel wird laut Schnitt nicht in der Mitte sondern links gebunden. Da die Gürtelteile aber am Mantel befestigt werden, fallen sie unterschiedlich lang aus wenn der Gürtel links gebunden wird. Das ist vom Schnitt irgendwie nicht gut bedacht. In der technischen Zeichnung sind die Bänder trotz Bindung links gleich lang.
In Wahrheit aber eben nicht. Muriel hat ihren fast fertigen Mantel für mich geduldig links, mittig, dann wieder links gebunden damit ich schauen konnte welche Bindung mir für meinen Mantel lieber wäre. Ich fand links toll, da dort eben auch der Kragen endet, das sah sehr stimmig aus. Da der Gürtel ja am Rücken angenäht wird, lässt er sich nachträglich nicht mehr kürzen. Deshalb war es sehr praktisch, dass ich an Muriels Mantel abmessen konnte, wie viel an einer Seite weg muss, damit die Gürtelbänder beim Knoten an einer Seite gleichmäßig lang werden. 15 cm habe ich daraufhin gekürzt. Nachdem ich den Gürtel genäht habe, habe ich aber erstmal probegesteckt und geknotet. Am Ende wurden es sogar 20 cm weniger.
Festgenäht habe ich die Bänder aber noch nicht. Obwohl ich meine Rücken- und Taillenlänge vorab gemessen und den Schnitt von Anfang an um 2 cm gekürzt habe, kam mir das Band beim Probeknoten immer noch etwas zu hoch vor. Meine Taille liegt ca. eine Gürtelbreite tiefer und ich war froh, dass ich die Bänder noch nicht fix angenäht habe und die Änderungen noch entsprechend vornehmen konnte. Jetzt liegt der Gürtel an der perfekten Stelle.
Bei den Gürtelschlaufen hatte ich aber wieder das Problem des zu dicken Stoffes den ich nicht schmal vernähen und wenden wollte. Also wieder einen Blick in meinen Vorrat geworfen und wieder recht schnell fündig geworden. Ich habe einfach zu BH-Trägergummi gegriffen. Die hatten die perfekte Breite und passten auch farblich hervorragend zu meinem Stoff.
Für die Nahttaschen wollte ich erst den weichen Flanell nehmen. Einfach damit es wunderbar weich wird wenn ich die Hände in die Taschen mache. Aber der Flanell war zu dick und man konnte hier nicht mehr von unsichtbaren Nahttaschen reden. Der Blick fiel wirklich nur noch auf die aufspringenden Taschen. Zweiter Versuch also mit einem schönen dünnen schwarzen Wollstoff. Schwarz ist ja nicht gleich Schwarz, aber auch hier hatte ich Glück und es passte perfekt zusammen:
Ich habe erstmal nicht vor den Morgenmantel erneut zu nähen. Aber wenn, dann würde ich die Taschenposition etwas weiter unten wählen. Da wäre es einfach noch etwas gemütlicher die Hände drin zu vergraben.
Zwischenzeitlich hat mir der Morgenmantel wirklich einige Nerven geraubt. Erst wegen der so schwierigen Suche nach dem perfekten Flanell, später dann weil ich mit dem Kragen einfach nicht zurecht kam. Hier half Muriel wieder aus. Sie hat mir nicht nur zeigen können wie es geht, sie hat mich auch darauf aufmerksam gemacht, dass ich gar nicht mit der richtigen Nähanleitung arbeite. Ich habe mich selber schon arg gewundert warum ich den Teil mit dem Kragen partout nicht wiederfinde. Das lag dann daran, dass ich mir nach einer Nähpause leider die falsche Nähanleitung geschnappt habe:
Ich besitze 2 sehr ähnliche Schnitte. Gemeiner Weise sehen die sich aber auch auf den technischen Zeichnungen schon sehr sehr ähnlich. Nur dass der Vogue 9015 mit dem ich plötzlich gearbeitet habe eine andere Kragenlösung hat. Da hätte ich lange suchen und rumprobieren können. Ich hätte aber mit Sicherheit auch MIT der richtigen Anleitung an dieser Stelle so meine Probleme gehabt und war unglaublich froh über Muriels Hilfe. Also auf diesem Wege noch mal ein dickes Dankeschön an dich, Muriel! Überhaupt hat dein Sew Along mir sehr geholfen hier am Ball zu bleiben. Da am Ende auch noch dicke Zeitprobleme hinzukamen, hätte ich ohne Sew Along wohl irgendwann aufgehört! Ich bin sehr froh, dass mein Morgenmantel also nun ein wunderschöner fertiger Morgenmantel ist und kein UFO :o)
Nachdem ich in den letzten Wochen aber ständig und überall tolle Morgemäntel im Fernsehen gesehen habe (u.a. in der wundervollen Serie „The Marvelous Mrs. Maisel“ bei Mutter und Tochter) möchte ich auf meinen Morgenmantel wirklich nicht mehr verzichten und freue mich schon jetzt auf die nächsten Wochenenden!
Für den Seidenkimono für meine Nichte hat die Zeit leider nicht mehr gereicht. Sobald ich den genäht habe, werde ich aber noch davon berichten.
Viele Grüße,
Tüt
Was für ein schönes Stück! Kein Wunder, dass du dich zwischenzeitlich so geärgert hast, aber es hat sich wirklich gelohnt.
Die Idee mit dem Band innen finde ich auch toll, ich muss mal schauen, ob ich sowas nochmal nachträglich in meinen genähten Morgenmantel einbauen kann, der klappt auch immer auf.
Ich wünsche dir viele kuschelige Stunden in deinem kuscheligen und doch so eleganten Mantel!
Melanie
Danke Tüt! Ja, ich werde das in den Morgenmantel von meinem Mann auch noch nachträglich einbauen. Das ist wirklich praktisch. Aber jetzt „warte“ ich erstmal auf das nächste Wochenende damit ich den Morgenmantel offiziell einweihen kann. Bisher hatte ich ihn leider nur während des Nähens zur Probe und für die Fotos an…
Andrea
Was für ein schöner Mantel! Eigentlich schade, dass du ihn nur zuhause trägst, und ihn fast niemand sieht. Ich wünsch dir viel Freude damit,
LG
Andrea
Melanie
Danke dir! Recht hast du! Ich bin in diesem Jahr eigentlich recht häufig unterwegs und ich denke der darf mit in den Koffer, da kann er sich dann zumindest mal Freunden beim Frühstück zeigen :o)
Viele Grüße, Melanie
Brina
Der ist echt toll geworden.
Ich muss auch sagen, dass mir das farbige Futter besser gefällt, als schwarz. Ich finde das macht den ganzen Mantel irgendwie frischer. Ich glaube auf schwarzem Flanell hätte man auch alles viel schneller gesehen, ich glaube deine jetzige Futterwahl ist die besser. Außerdem bin ich froh, dass du den Mantel nicht unten abgeschnitten hast, damit er so lang ist wie das Futter. Das Blumenmuster ist so schön, das es viel zu schade ist, davon auch nur ein bisschen was abzuschneiden. Das sich das Muster an den Ärmel nicht spiegelt, finde ich jetzt persönlich nicht schlimm, das Muster ist so wild, das es auch nicht weiter auffallen wird.
Das mit dem ersten versauten Krangen ist natürlich schon ärgerlich, aber ihr habt doch einen schönen Ersatz gefunden.
Der Morgenmantel ist echt klasse und steht dir super, du magst den nicht zufällig mitbringen wenn du zu Besuch bist 😉
Liebe Grüße
Brina
Melanie
Ich habe tatsächlich bei den letzten Handnähten darüber nachgedacht ob ich ihn nicht mit zu dir nehmen könnte. Ich glaub das mache ich. Und vor Abfahrt nach FR schaue ich noch mal ganz gründlich, dass ich wirklich nicht vergesse ihn wieder mit einzupacken 😉
Ehrlich gesagt hab ich in dem kurzen Moment in dem ich überlegt habe den Mantel auf Futterlänge zu kürzen gar nicht drüber nachgedacht dass ich damit das tolle Muster zerstören würde. Gut, dass ich nicht spontan gehandelt habe!! gerade das Auslaufen in das Schwarz finde ich nämlich auch so toll und habe das extra auch bei den Ärmeln so gemacht.
Nachdem ich den Mantel auf den Fotos sehe finde ich die Kontrastfarbe eigentlich auch richtig toll. Ich hatte irgendwie anfangs gedacht es müsste schwarz sein, da es damit elegant bleibt. Aber ich finde ihn mit dem Kontraststoff immer noch schick genug zum Glück!
Julia
Wunder wunderschön! Ein echtes Schmuckstück! Der Männerbademantel ist auch schön, kann aber den Blumentraum nicht toppen.
Liebe Grüße
Julia
Melanie
Dankeschön Julia! Mein Antrieb war, dass meiner genauso weich werden sollte wie der tolle Männermorgenmantel 🙂 Das habe ich geschafft. Über das tolle Ergebnis mit dem Blumenstoff bin ich aber ehrlich gesagt selber überrascht. Er gefällt mir noch besser als ich gedacht habe.
Sonja
Ich bin ganz begeistert von dem Schönen Mantel! Gut, dass Du diesen Flanell genommen hast, denn die Farbe ist unglaublich schön dazu! Auch die Wahl des Oberstoffes ist sicher unübertroffen!
Was ich besonders schön fand: dass Ihr 2 Euch so ergänzen konntet, das macht doch gleich viel mehr Freude!
Melanie
Und ich hätte den Oberstoff fast nicht mitgenommen, weil ich befürchtet habe, er könnte zu altmodisch aussehen… Aber während meines Aufenthaltes beim Fabrikverkauf bin ich immer wieder hingelaufen zu diesem Stoff. Also musste er doch mit :o)
Du hast Recht, die Nähtreffen sind jedes Mal richtig toll!!
Viele Grüße!! Melanie
monika
Der Mantel ist wunderwunderschön. Der Flanell innen wie zum Aussenstoff gemacht. Genau so würde ich als unbuntliebhaberin ihn auch anziehen.
lg monika
Melanie
Das ist ein sehr schönes Kompliment 🙂
Twill & Heftstich
Danke für Deine Nachricht. Wirklich toll ist er geworden, Dein Morgenmantel! Sieht klasse aus! Chapeau. Man mag’s im ersten Moment ja kaum glauben, dass es heutzutage irgendetwas nicht zu kaufen gibt, aber ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich etwas Spezielles suchte, nicht fündig geworden bin. In Bezug auf Deinen Flanell finde ich es aber beinahe ein Glück, mir gefällt nämlich das helle Futter zu dem schwarzgrundigen Außenstoff ungemein gut. Der Mantel des Gatten ist auch schön, der große Auftritt gehört aber eindeutig Dir. Liebe Grüße, Manuela
kuestensocke
Es sollte jetzt jeden Tag Sonntag sein, damit Du Deinen Morgenmantel gemütlich tragen kannst. Was für ein tolles Teil! Wowooooh! Das Muster kommt sehr glamourös zur Geltung und das schöne Innenfutter sorgt für Behaglichkeit. Ich dachte fest, dass ich so einen Morgenmantel nicht brauche – da muss ich wohl nochmal drüber nachdenken 😉 LG Kuestensocke