Im letzten Beitrag hab ich schon erwähnt, dass ich einen weiteren Troyer nähen möchte und hier ist er auch schon. Eigentlich heißt das Schnittmuster im Original Lindsey Hoodie. Aber wo keine Kapuze ist, ist bei mir auch kein Hoodie, daher passt das für mich irgendwie nicht. Ich bezeichne ihn daher ebenfalls als Troyer, da er einen Kragen mit Reißverschluss hat. Aber nachdem ich die Definition eines Hoodies gegoogelt habe, hab ich auch gleich mal geschaut was über den Troyer gesagt wird: Typischer Seemannspulli. Vor allem aber „wollener“ Pullover mit Kragen und Reißverschluss. Zählt Baumwolle da auch? Wahrscheinlich nicht, daher habe ich nun doch nur „Pullover“ geschrieben im Titel. Ich habe ihn aber dennoch als „Troyer“ kategorisiert und vergleiche ihn auch mit meinem letzten Troyer (ebenfalls aus Sweat genäht).
So richtig vergleichen kann ich die Schnitte natürlich nicht, denn sie sind laut Schnittherstellerinnen nicht die gleiche Art von Pullover. Mir geht es hier nur um die Nähtechnik, darum wie ausführlich und verständlich die Anleitung ist und – ganz wichtig – wieviel Freude es (mir) bereitet den Pullover zu nähen.
Passform
Auch Lindsey fällt recht groß und weit aus. Was ich bei Frau Krokus bemängelt habe, habe ich hier allerdings erwartet, denn hier verspricht das Titelbild einen Oversize Pullover! Es gibt ein! Titelbild und hier erkennt man ganz klar wo die Reise hingeht. Und so schön ich die vielen Bilder der Designnäherinnen von Frau Krokus auch fand – eigentlich hilft es mir mehr auf einen Blick einmal deutlich zu sehen was der Pullover verspricht und wie er am Ende aussehen wird. Also ohne die vielen Umsetzungen die andere Näherinnen daraus gemacht haben.
Der Kragen
Der ist bei diesem Pullover deutlich besser gelungen. Das liegt natürlich an der Stoffwahl (dazu später mehr) aber auch an der Anleitung.
Auf dem nächsten Bild ist gut zu sehen, dass der Reißverschluss diesmal bis ganz nach oben geht. Ich füge am Ende aber noch Vergleichsbilder ein.
Mir ist erst beim Schreiben des Blogbeitrags aufgefallen, dass die meisten Fotos mit offenem Kragen entstanden sind. Ich habe einen wunderschönen sonnigen Samstag genutzt, hab mir den Hund geschnappt, einen richtigen langen Spaziergang gemacht und dabei die Bilder gemacht. Da es so warm wurde in der Sonne hab ich den Kragen gar nicht mehr geschlossen und eben nicht mehr an Fotos mit geschlossenem Kragen gedacht (3 Bilder weiter oben ist eines in der Seitenansicht…) Und weil der Spaziergang mit Bente einfach traumhaft schön war, hab ich auch die Bilder mit eingebaut die für den Pullover eigentlich gar nicht so aussagekräftig sind, für mich aber eine wunderschöne Erinnerung an den Tag sind.
Aber zurück zum Kragen: Irgendwie war es kniffliger zu nähen. Aber nur in der Umsetzung. Es war durch die Anleitung jederzeit klar was ich tun musste und die Bilder – auch hier wieder Fotos (keine Skizzen), aber groß genug um alles zu erkennen – haben es zusätzlich zum ausführlichen Text deutlich gemacht. Oft gibt es sogar mehr als ein Foto. Und gleich nachdem es kurz knifflig war, konnte ich mich dann schon über das schöne Ergebnis freuen. Was immer ich bisher von Viki Sews genäht habe – es sieht einfach alles wunderbar professionell aus.
Den Kragen habe ich wieder mit Fleece gefüttert. Diesmal ergibt das auch Sinn, denn im geschlossenen Zustand liegt der Kragen auch vorne am Hals an.
Dieser Kragen hat keinen Zipperschutz, aber dafür eine vordere Blende:
Ich hab direkt mal die gesamte Innenansicht fotografiert. Später gibt es auch davon noch einen Vergleich zum vorher genähten Pullover. Außer dem hinteren Einsatz ist bei Lindsey alles versäubert. Ebenso liegt alles schön an, da die Anleitung zu jederzeit sagt was wann wohin gebügelt werden soll. So auch bei der Tasche vorne.
Die Eingriffstaschen / Kängurutaschen:
Die waren ein wenig aufwändiger zu nähen. Als ich durch die Anleitung gescrollt habe, war ich ein wenig demotiviert: So viele Schritte nur für die Kängurutaschen… Puh… Aber dann hab ich losgenäht und war gar nicht genervt, sondern eher fasziniert wie sie genäht werden und wie toll das Ergebnis aussieht:
Außerdem hat Bente mir beim Nähen der Taschen Gesellschaft geleistet. Das hat mich zusätzlich gefreut und motiviert. Meist nähe ich abends und wenn ich dann nicht gerade online mit anderen zusammen nähe, dann nähe ich eben alleine in meinem Nähzimmer bei einem Podcast / Hörbuch oder (wenn ich keine Anleitung benötige) auch mal einer Serie, während der Hund beim Mann im Wohnzimmer auf dem Sofa schläft. Aber an diesem Abend war Bente bei mir.
Ist ja nicht so, als hätte ich den Hund nicht den ganzen Tag um mich 😉 Aber das hat mich tatsächlich gefreut und im Zusammenhang mit dem schönen Spaziergang für die Blogfotos, macht es den Pullover für mich zu etwas Besonderem
Eine Sache ist mir noch aufgefallen bei meiner Troyer oder nicht Troyer Überlegung:
Dieser Pullover hat vorne zwar einen Reißverschluss, aber gar nicht den typischen Einsatz. Dafür gibt es hinten einen:
Bündchen
Die werden laut Anleitung eigentlich aus Rib-Jersey genäht. Ich hatte keinen farblich passenden. Also wirklich gar keinen gelben, wollte aber unbedingt mit Stoff aus dem Bestand auskommen. Was ich aber noch da hatte war weiterer Fleece. Sowohl der Sweat, also auch der Jersey den ich für die Innentasche verwendet habe, als auch der Fleece der schon im Kragen zum Einsatz kam sind von Lebenskleidung. Alle in der Farbe „Creamy Yellow Marl“. Und sie passen PERFEKT zusammen. Daher habe ich den Versuch gewagt aus dem Fleece die Bündchen am Ärmel und Saum zu machen. Ich habe zwar ein wenig Angst, dass die den Schmutz magisch anziehen werden, aber ansonsten funktioniert das bisher ganz gut (mal schauen was die Zeit bringt…)
Fazit und weitere Pläne
Zum Pullover ist fast alles gesagt. Er näht sich definitiv nicht so schnell und leicht wie ein gewöhnlicher / einfacher Pullover, aber dafür hat er das gewisse Etwas. Ich bin happy mit dem Ergebnis und werde ihn definitiv erneut nähen.
Aktuell bin ich aber tatsächlich auf der Suche nach einem Troyer mit Reißverschlusstasche vorne. Also kein Eingriff von den Seiten zum Hände drin vergraben, sondern ein Eingriff mit Reißverschluss von oben.
Bei meiner Suche bin ich auf „Arare“ von Waffle Patterns gestoßen. Den werde ich auf jeden Fall testen (allein schon weil ich mittlerweile weiß wie toll ihre Anleitungen sind), allerdings ist er für nicht-dehnbare Stoffe gedacht, obwohl er als Pullover gilt. Spannend, aber nicht das was mir gerade vorschwebt.
Und dann hab ich noch den „Morgan half-zip raglan Pullover“ von Sinclair Patterns entdeckt. Den kann man wahlweise als Hoodie oder eben mit Kragen nähen. Obere Taschen oder seitliche Eingriffstaschen oder aber beides kombiniert… Hier bin ich vor allem gespannt, weil ich die Pattern Company nicht kenne und auch hier Fotos verwendet werden. Aus diesem Grund hab ich auch echt überlegt ob ich den Schnitt kaufe. Diesmal war ich sogar bei Pattern Review, aber das war gar nicht hilfreich. Von „schlechter Anleitung“ über „super gute Anleitung“ war alles vertreten 😉 Ich werde mir also selber ein Bild machen müssen.
Nun kommen aber noch die versprochenen Vergleichsfotos
Außenansicht: Frau Krokus vs. Lindsey:
Innenansicht: Lindsey vs Frau Krokus:
Viele Grüße,
Zusammenfassung:
Schnitt: Lindsey Hoodie von Viki Sews
Stoffe: Fleece (Kragen,Bündchen), Jersey (Innentasche) und Sweat (260 gr/m2) von Lebenskleidung; in der Farbe “Creamy Yellow Marl”
Gekauft im Januar 2022
Anja
Super, deine tolle Beschreibung, herzlichen Dank dafür, das kann nur ein Blogbeitrag leisten und ist einfach extrem hilfreich bei der Auswahl von Schnittmustern, lg Anja
Brina
Einen tollen Troyer hast du dir genäht. Ein Hoodie wäre es für mich auch nicht, Hoodies haben auch bei mir immer eine Kapuze. Also keine Kapuze, kein Hoodie. Den Vergleich der Schnittmuster finde ich super und auch sehr hilfreich. Viel Spaß mit deinem neuen Stück.
Liebe Grüße
Brina