Ich zeige euch heute mal ein etwas anderes Kleid. Nein, nicht das rechte an mir, das ist die Toni, die ich hier schon gezeigt habe. Genäht habe ich ein Kleid nach dem Vogue-Schnitt 8828 und wie sich hier schon erahnen lässt, ist das Kleid nicht für mich, sondern für meine Schneiderpuppe. Die sollte aber nicht einfach nur verschönert werden. Isabell fragte mich vor einigen Wochen ob ich nicht Lust hätte zusammen mit ihr diesen Craftsy Kurs zu machen:
Eine Standard-Schneiderpuppe wird professionell auf die eigenen Maße gebracht. Das hörte sich super an. Ich habe eine verstellbare Schneiderpuppe, aber ehrlich gesagt war ich nie richtig zufrieden mit ihr. Sie ist an einigen Stellen viel breiter als ich. Genau diese Bereiche sind aber nicht verstellbar und können somit nicht verschmälert werden. Die Hüfte dagegen dürfte gerne breiter sein. Außerdem hatte sie kaum Oberweite. Dies hatte ich bisher damit gelöst, dass ich der Puppe einen BH angezogen und diesen ausgestopft hatte. Sah blöd aus und war auch nur eine Notlösung denn ihr Kreuz ist zu breit und dann ist sie auch noch wesentlich tiefer als ich. Keine einzige Maße stimmte mit meiner überein und so wurden zwar hin und wieder Kleidungsstücke drüber gehängt, aber den eigentlichen Zweck hat sie nie erfüllt. Ich konnte nichts an ihr anhalten oder abstecken.
Eine Art Zwilling sollte also entstehen. Auf das Projekt Schneiderpuppe habe ich mich daher riesig gefreut.
Da ich meine verstellbare Kleiderpuppe nicht verändern konnte, habe ich einfach eine günstige aus dem Internet erstanden. Das ist eh viel praktischer, da die neue aus Styropor ist und ich somit überall Nadeln stecken kann.
Zuersteinmal musste das Kleid genäht werden. Ein paar kleine Änderungen sollte es direkt geben, es soll keine Mittelnaht entstehen. Aber das wird ausführlich im Kurs erklärt. Da schon klar war, dass ich später weitere Änderungen vornehmen muss, hab ich nur einen Heftstich verwendet, so dass alles wieder leicht aufgetrennt werden kann. Anschließend wird das Kleid auf Links anprobiert und anhand meiner Figur abgesteckt. In meiner allerersten Version ist das Kleid noch viel zu groß.
Nun also alles abstecken, das hat Isabell übernommen. Freies bewegen und tiefes Durchatmen ist währenddessen zwar nicht möglich, von Hinsetzen ganz zu schweigen, aber für die kurze Zeit durchaus machbar. Getragen wird das Kleid ja später nur von der Puppe. und hier soll es richtig schön eng sitzen.
An mir abgesteckt, neu geheftet, und einige Abnäher hinzugefügt, sieht die nächste Version direkt besser aus:
Aber auch nur an mir. Der Puppe konnte ich es nun nämlich nicht mehr anziehen. Es passte ihr nicht, der Reißverschluss wollte nicht über den Rücken. Ich habe mir die Puppe extra eine Nummer kleiner bestellt, sie sollte ja noch ausgestopft werden. Leider ist sie trotzdem an einigen Stellen breiter. Ich habe die typische Sanduhr-Figur. Genug Oberweite, dann eine sehr schmale Taille (und anscheined wenig Tiefe), an den Hüften aber wieder breit (und hier stimmten unsere Maßen auch fast überein).
Das Kleid wollte jedenfalls nicht zugehen, das hätte ich auch mit viel Zerren nicht hinbekommen, der Unterschied war deutlich zu groß. Da ich mich aber nicht damit abfinden wollte das Kleid wieder weiter zu machen und eine dickere Puppe zu haben, hab ich statt des Kleides nun die Puppe bearbeitet.
Hier nur die Bilder vom Start der OP. Zunächst habe ich nur an Ober- und Unterbrust zaghaft gefeilt.
Und dann ging das große Messen los. Schnell merkte ich, dass ich hier nicht Kleckern sondern Klotzen muss. Immer wieder hab ich ordentlich was weggeschnitten und trotzdem war die Puppe immer noch breiter als ich. Insgesamt habe ich am Rücken, an der Oberbrust, der Unterbrust und auch an beiden Seiten recht viel weggenommen. Da ich eine Styropor-Puppe bestellt habe, hat sie sich aber nicht sonderlich gewehrt.
Und nach Messen, Schneiden, Messen, Schneiden, Messen, Schneiden… kamen sich unsere Maße irgendwann näher. Hierbei habe ich es dann auch belassen, mit den Unterschieden konnte ich dann ganz gut leben.
Isabell hatte die tolle Idee für die Oberweite Bustiers zu verwenden. So geht das ganze Füllmaterial nicht so schnell flöten. Sie hat uns Bustiers und Cup-Schaumstoff in passender Farbe besorgt. Beides zusammen gibt extrem guten Halt. Ich werde schließlich so einiges über die Puppe ziehen später und alles soll an seiner Stelle bleiben
Um wirklich sicher zu gehen habe ich jedoch auch noch ordentlich festgepinnt. Das komplette Bustier und auch die Füllung wurde ordentlich festgesteckt von mir.
Obenrum passte nun schon mal alles super. Jetzt kommt der Winterspeck. Ich musste zwar insgesamt mehr wegeschneiden als hinzugeben, aber das kleine Bäuchlein und zwei Zentimeter Hüfte mussten noch hinzugegeben werden. 2 Zentimeter können schließlich entscheiden, ob mir ein Kleidungsstück passt oder nicht. Aber ich wollte vor Allem auch, dass die Puppe mir wirklich so ähnlich wie nur möglich wird. Hier bekommt sie also ihr mein Bäuchlein:
Das ganze Füllen und Feststecken hat mir extrem viel Spaß gemacht. Etwas nervös war ich dann zur letzten Anprobe schon, aber ohne Grund, das Kleid passte (mir und) der Puppe nun perfekt.
Der untere Teil wurde mit einer Kordel versehen. Das Kleid wird somit auf die Länge der Puppe gekürzt. Und so gefällt es mir auch am Besten, es sieht nun wirklich nicht mehr nach Kleid an Schneiderpuppe sondern einfach nach schöner Schneiderpuppe aus:
Eigentlich werden die Arme und der Halsausschnitt noch mit Jersey ausgefüllt. Das hat den Vorteil, dass man über das ganze Füllmaterial auch noch eine große Plastiktüte ziehen kann die man dann später nicht mehr sieht. Wenn man nun das Kleid abnimmt, läuft man nicht Gefahr die Füllung mit abzureißen. Da ich nicht viel füllen musste, die vorhandene Füllung am Stück war und extrem gut festgepinnt wurde, habe ich jedoch vor Verrutschen erstmal keine Angst und mag den normalen Look, die Kombi aus Weiss und Rosa mehr:
Und zum Schluss noch ein paar Fotos von mir und meiner neuen Puppe.
Ich bin total begeistert und kann den Kurs uneingeschränkt weiter empfehlen. Es empfiehlt sich jedoch den Großteil zu zweit zu machen. Das Messen und Abstecken benötigt definitiv einen Nähpartner. Aber generell ist es ja eh viel schöner hin und wieder zu zweit zu nähen. Danke Isabell für die tolle Idee und deine Hilfe bei diesem Projekt.
Und da sich beim Me Made Mittwoch jede Woche so viele Frauen zusammen finden die mit der Figur ihrer Schneiderpuppe bestimmt auch unzufrieden sind, zeige ich diesen Beitrag heute dort. Ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere davon inspiriert wird.
Ach und wie ihr ja wisst heißt mein Blog „500 days of sewing“. Gestern wurde die magische Zahl erreicht und die Gedanken dazu könnt ihr hier lesen: Klick
Viele Grüße,
Mel
mo.ni.kate
Liebe Mel, vielen Dank für diesen tollen Post. Sehr informativ. Sehr schöne Fotos. Nicht zu vergessen mit einem schönen schwarzen Kleid. Danke sehr, dass du dein Wissen, deine Erfahrungen mit uns teilst.
lg monika
Sy Bille
Toll, wir planen schon länger eine Maßpuppe zu basteln, vielleicht klappt es ja jetzt. Danke.
LG Sybille
beswingtes Fräulein
Sehr spannend zu verfolgen und mal eine ganz andere Variante von Kleidungnähen 🙂
Viel Freude mit Deiner Puppe!
Fragolinchen
Wow, sehr informativer, toller Post! Ich hab' hier auch eine verstellbare Schneiderpuppe, die nur dekorativ rumsteht oder ab und zu mal ein paar Stoffkombinationen übergeworfen bekommt – weil sie halt so gar nicht meinen Maßen (Hohlkreuz, Bauch, etc.) entspricht.
Rehgeschwister
Tolle Aktion!
Liebe Grüße
Sandra
Fröbelina
Ihr gleicht euch ja wie ein Ei dem anderen, das Bild mit deinem Foto auf dem Kopf der Puppe fand ich gut 😀 Echt klasse, dass du das alles gemacht hast und hier teilst, sieht echt klasse aus die Puppe, da bekomm ich glatt noch ein bisschen mehr Lust, müsste halt das Messer zücken, aber das hat bei dir ja auch funktioniert 🙂 Super 🙂
Liebe Grüße
Katharina
Tüt
Ziemlich cool, deine Schneiderpuppe. Da kannst du jetzt nähen, ohne zwischendurch immer alles aus und anziehen zu müssen … 😉
IsaLaBella
Sieht wirklich super aus! Ich glaube, die Folie muss ich auch wieder entfernen…
kuestensocke
Super spannend! Vielen Dank für die ausführliche Darstellung da ist Euch wirklich etwas ganz tolles Gelungen! LG Kuestensocke
wollhellis
Wow! Die ist echt super geworden!
Liebe Grüße
Elke
PaisleyPirouette
Vielen Dank für den interessanten Post! Den Kurs habe ich auch, hatte aber bisher noch keine Vorstellung, welche Puppe ich als Ausgang nehmen sollte. Da sind Deine Tips hilfreich! Dein Kleid gefällt mir.
Liebe Grüße, SaSa
Anonym
Danke für deine detailreiche Schilderung!
Cool vor allem das abnehmbare Bäuchlein!
Viel Freude an deinem Zwilling und gute Erfolge bei Anproben und Anpassen!
Liebe Grüsse, Ly.
tamarilla
Liebe Mel, vielen Dank für Deine ausführliche Beschreibung, die ich mit großer Spannung gelesen habe. Dabei habe ich mich daran erinnert, letztes Jahr einen ähnlichen Beitrag gelesen zu haben. Da ich ihn damals weiter geschickt hatte, konnte ich ihn wiederfinden hier: http://www.handimania.com/diy/your-own-shape-sewing-mannequin.html.
Das macht wahrscheinlich genau so viel Arbeit, wie Deine Variante. Mal sehen, wann mein Zwilling bei mir einzieht und wie SIE entstehen wird.
Liebe Grüße
Tatjana
500 days of sewing
Oh ja, da hab ich in der Tat auch drüber nachgedacht. Das kenne ich, ich meine das wurde auf der BurdaStyle Webseite mal vorgestellt. Ich hatte mir sogar mal den Link gespeichert und wollte das "irgendwann mal machen". Die neue Idee von Isabell kommt aber mit "mehr nähen" und "weniger Basteln" daher. Da mir nähen defintiv mehr liegt wurde das auch gar nicht auf die lange Bank geschoben 😉
Ich bin aber sehr gespannt für welche Variante du dich entscheiden wirst !! Viele Grüße, Mel
500 days of sewing
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Liam
Eine Sanduhrfigur haben nur ca. 8% der Frauen heutzutage. Diese besitzt eine viel ausgeprägtere Taille. Da auf dem einen Foto deine Hüften breiter sind als der Schulter- und Brustbereich, würde ich behaupten, dass du eher der A-Typ bist. Beste Grüße, Liam