Für letzten Sonntag hatten wir mal wieder eine Hundewanderung gebucht. Für mich immer ein absolutes Highlight, da darf natürlich ein selbstgenähtes, passendes Outfit nicht fehlen. Genauergesagt brauchte ich eine Wanderhose. Leider war ich damit aber sehr spät dran und habe erst einige Tage vorher überhaupt mit der Planung angefangen. Das heißt: ich hatte noch keinerlei Idee welchen Stoff oder Schnitt ich verwenden sollte. Eigentlich möchte ich mir gerne eine richtig tolle Profi-Wanderhose nähen. Hier läuft die Recherche tatsächlich auch schon etwas länger. Aber genau deshalb weiß ich auch, dass ich für diese Umsetzung Zeit brauche und in einen richtig tollen Schnitt und einen wirklich guten Stoff investieren möchte. Dennoch rückte der Termin der Wanderung näher und irgendwas musste ich ja anziehen, also wollte ich gerne eine lange Hose die zumindest mal bequem ist. Leggings kommen da für mich gar nicht in Frage (die verknüpfe ich nur mit Laufen und Fitnessstudio), einen richtigen Hosenschnitt für bequeme Stoffe besaß ich noch nicht, also was tun? Ich habe mich spontan für einen Kompromiss entschieden: Für die Bequemlichkeit darf es eine Jogginghose werden, aber dann immerhin eine die gerade geschnitten ist, funktionale Taschen hat und somit immerhin etwas nach „normaler Hose“ aussieht und nicht nach „Couchabend mit Chips“
Eine erste Schnittmustersuche war aber ernüchternd: keiner der Schnitte für Damen-Jogginhosen / Sweatpants erfüllte meine Kriterien. Irgendwann fiel mir aber der Männerschnitt von Viki Sews wieder ein: die James Pants ist gerade geschnitten, hat Kniefalten, Eingriffstaschen aber auch seitlich aufgesetzte größere Taschen und ist eigentlich für einen schweren Sweat mit etwas mehr Stand ausgelegt. Und weil genau dieser mir leider noch nicht über den Weg gelaufen ist (außer mit zu großem Polyesteranteil, darauf möchte ich bei Sweat gerne verzichten), habe ich den Schnitt für meinen Mann noch nicht genäht.
Für meine Hose wollte ich aber genau diesen schweren Sweat eh nicht, da ich ich eben keine Winterhose nähen wollte. Daher griff ich zu French Terry.
Den Schnitt musste ich leider noch mal kaufen, denn Viki Sews verkauft die Schnitte nach Größe. Das ist sehr praktisch, wenn nur eine Größe benötigt wird, aber leider unpraktisch, wenn der Schnitt eben nicht nur für eine Person gekauft wird. Die allerkleinste Männergröße ist 38 und das kam tatsächlich ganz gut mit meinen Maßen hin. Die allerkleinste Länge war allerdings 170-176 cm. Ich hab am Anfang noch überlegt ob ich die Originallänge belasse und später kürze – falls notwendig. Aber eine Hose wird ja eigentlich nicht am Saum gekürzt wo sie schmaler zuläuft sondern schon weiter oben. Also habe ich den Schnitt schon vorab um 6 cm gekürzt. Im Nachhinein keine gute Idee, denn genau diese 6 cm fehlten mir später, obwohl ich keine 176 cm groß bin, sondern nur 169 cm.
Und dann ist mir leider noch ein Fauxpax passiert: Bei diesem Stoff hatte ich große Schwierigkeiten den Fadenlauf mit bloßem Auge erkennen zu können. Ich musste ihn permanent überprüfen beim Zuschneiden. Leider hab ich wohl doch einmal nicht aufgepasst und die Hinterhose im falschen Fadenlauf zugeschnitten. Beim Zusammennähen von Vorder- und Hinterhose fiel mir dann auf, dass meine Vorderhose länger ist. Meine erste Idee – die Vorderhose entsprechend zu kürzen – habe ich zum Glück nicht umgesetzt. Ich habe die Hose so verschieden lang zusammen genäht – anprobiert und dann entsetzt festgestellt, dass sogar die vordere Länge nicht ausreichend ist, um den Saum um ganze 6 cm (wie in der Anleitung vorgesehen) umzuklappen um ein Gummiband einzunähen. Meine Erste-Hilfe-Maßnahme war dann also erstmal: weitere Stoffstücke an die hinteren Hosenbeine anstückeln, Saum versäubern, 1 cm umklappen und vernähen. Das fand ich erst schade, aber später fand ich, dass gerade das den geraden Schnitt der Hose noch unterstreicht. Selbst der gestückelte Stoff hinten fällt kaum auf und stört mich nicht:
Die seitlichen Taschen sind im Originalschnitt recht auffällig und voluminös, da es noch einen Seitenstreifen gibt, der rundherum verläuft, durch den die Taschen abstehen. Obwohl das fürs Wandern recht praktisch sein mag, hätte ich mir die Taschen bei einer leichten French Terry Hose mit Gummizug-Waistband sowieso nicht vollstopfen können, ohne dass die Hose runter rutscht 😉 Daher hab ich auf das Detail verzichtet, den Seitenstreifen weggelassen, die Taschen flach aufgenäht und auch etwas höher positioniert, weil ich sonst eh nicht mehr dran gekommen wäre…. An der Originalversion gefielen mir die kleinen Bänder an den Taschenklappen sehr. Ich habe aber statt Ripsband verstärkten French Terry genommen und zusätzlich die Taschen (und auf einer Seite das Band) noch beplottet:
Damit wurde die Hose natürlich doch noch eine passende Hundewanderungs-Hose 😀
Mit dem Saum bin ich nicht wirklich zufrieden. Eigentlich werden vorne 2 Knopflöcher eingenäht und die Hose wird dann ohne Gummizug nur mit einem Bindeband geschlossen. Aber das war mir wieder zu nah am Stil „gemütliche Jogginghose“. Und weil ich am schon späten Vorabend der Wanderung einfach nur noch fertig werden wollte, habe ich auch wenig geschludert und war nicht mehr ganz so sorgfältig und konzentriert beim Einnähen des Gummibandes am Saum. Das kann ich definitiv schöner.
Mein Fazit ist aber sowieso, dass die Hose zwar für diesen Tag ganz gute Dienste geleistet hat, für eine Sommerwanderung aber dennoch viel zu warm war. Deshalb nun meine Bitte an euch:
Ich suche nach tollen sommerlichen Stoffen aus denen ich eine Wanderhose nähen kann!!
Alle Tipps gerne zu mir. Perfekt wäre ein bi-elastischer Hosenstoff. Also kein Jersey, kein Lycra, kein Sweat, sondern richtiger Hosenstoff, der aber dennoch ein wenig elastisch in beide Richtungen ist. Ich habe inzwischen schon recherchiert, dass es da wohl Kevlar® gibt. Aber der ist leider wirklich nicht sommertauglich, sondern sogar extra warm, bzw. immerhin so dick, dass er wohl vor Sturzverletzungen schützt. Aber so wild sind meine Wanderungen nun auch wieder nicht, dass ich das bräuchte. Gibt es so einen bi-elastischen Hosenstoff auch in hauchdünn (und dennoch blickdicht)? Ich möchte nämlich trotz Sommer-Wanderungen wirklich gerne eine lange Hose tragen.
Zum Schluss zeige ich euch noch tolle Fotos von unserer Wanderung. Was wir vorab nämlich nicht wussten: Wir wurden begleitet von der Fotografin Sarah Heckendorn. Sie hat uns und die Hunde auf unserer Feldbergrunde fotografiert und dadurch kann ich euch sogar professionelle Tragefotos zeigen:
… und auch das Vorschaubild wurde von Sarah Heckendorn fotografiert.
So, nun freue ich mich auf eure Stoff-Tipps 🙂
Lieben Gruß,
Anja
Schöne Bilder von der schönen Hundetour, mit Stoffempfehlungen online kann ich leider nicht dienen, aber der Schnitt eignet sich ja schon mal sehr gut. Tatsächlich habe ich vor vielen Jahren 3 m Brax Stoff von der Resterampe im Laden in Bielefeld gekauft, ich war damit gar nicht so glücklich, tolle Farbe zwar, robust Köperindung, elastisch, aber nicht zu sehr, dennoch dünn, für meine geplante damenhafte Marlenehose nicht das Richtige, vermutlich genau das, was deinen Anforderungen entsprechen würde. Aus den Resten habe ich mir eine Wanderbermudas genäht, die sich superbequem und leicht trägt, dennoch stabil mit Dornen, Hundepfoten usw. Aber solche Stoffe finden sich nur per Zufall. Bei Extremtextil hast du sicher schon geschaut? LG Anja