Ein Blogbeitrag über einen Beutel?? Jep. Ich hab viel zu erzählen. Dieser Beutel ist nämlich eine kleine Wundertüte.
Genäht nach dem Schnittmuster „Stowe Bag“ von Grainline Studio. Manch einer der auf diesen Schnitt stößt wird sicher schnell weiterscrollen und nicht verstehen wie man für ein Beutel-Schnittmuster so viel Geld ausgeben kann. Aber es gibt sehr gute Gründe!!
Gefunden hab ich den Schnitt damals bei meiner Suche nach dem perfekten Schnitt für meine Obstbeutel. Genervt davon bei Obst- und Gemüsekäufen unmengen an Plastikbeutelchen zu verbrauchen hatte ich überlegt wie man dem entgehen kann. Mittlerweile gibt es in sehr vielen Supermärkten wiederverwendbare Netze die man kaufen kann. Das find ich sehr toll. Wobei ich die leider nicht häufig im Einsatz sehe. Die Plastiktüten sind halt noch da und für jeden kostenlos greifbar. Meine Überlegungen (und fertig genähten Obstbeutel) sind schon drei Jahre alt und damals gab es die wiederverwendbaren Netze ausschließlich im Bio-Supermarkt. Aber auch das hab ich erst danach entdeckt. Ich hatte so etwas vermisst und wollte sie unbedingt selber nähen, wusste nur noch nicht wie. Dafür wollte ich wirklich gerne einen ähnlichen Schnitt haben wie diese Plastikbeutel eben geschnittensind. SaSa hat mich dann Im Sommer 2016 auf den perfekten Schnitt zu meiner Idee gebracht. Der Preis von $14.00 für den PDF Download hat mich ganz kurz zurück zucken lassen. Aber ganz ehrlich: ich habe schon so viele Schnitte gekauft die ich noch nie genäht habe. Da kann ich jetzt auch mal mehr Geld für einen Schnitt ausgeben den ich definitiv nähen wollte. Er hatte nämlich die perfekte Obstbeutelform.
Wie clever der Schnitt durchdacht ist, habe ich natürlich erst gesehen als ich den Schnitt gekauft habe. Und weil ich gleich ganz viele Obstbeutel in einem Rutsch genäht habe und auch noch einen Aufbewahrungsbeutel für die vielen Obstbeutel, hat sich der Preis für mich auch amortisiert.
Dass ich diesen Schnitt jetzt auch für eine Mini-Strickprojekttasche nutze liegt daran, dass eben genau diese Obstbeutel monatelang dafür herhalten mussten, dass ich eben noch keine Mini-Strickprojekttasche hatte.
Anfangs hatte ich Standardjutebeutel mit in den Zug genommen. Hat mich sofort gnadenlos genervt. Für kleine Projekte viel zu groß, für große Projekte viel zu klein und ich habe ganz arg verschiedene Fächer vermisst. Daher ist letzten Herbst die kleine Version der Maker’s Tote als Strickprojekttasche entstanden. Gerade für ein Projekt wie das großen Drachenfels Tuch gaaanz dolle praktisch. Das ist nicht nur riesig und braucht eh schon viel Platz in einer Stricktasche, da hängen auch mal 3 Wollknäuel gleichzeitig dran.
Aber als ich später nur eine Socke dabei hatte oder einen Topflappen fand ich es natürlich übertrieben dafür die Maker’s Tote mitzunehmen. Ich hab mir dann eines morgens schnell nen Obstbeutel aus dem Regal geschnappt, Strickzeug reingestopft und los damit zur Bahn. Joa, war praktisch. Erstmal. Aber dann ging es los: Mist – Kein Maßband dabei. Hab ich denn keine Vernähnadel dabei? Maschenmarkierer? Schere??? Aaah – nee, gar nicht praktisch. Der Stowe Bag Schnitt bietet zwar Möglichkeiten für Innentaschen. Aber die brauchte ich für meine Obstbeutel ja wirklich nicht.
Was ich aber sehr zu schätzen wusste: Meine Obstbeutel sind aus Nylon und wiegen so gut wie gar nichts. Ich stricke ja nicht nur IM Zug (wo der Beutel dann einfach auf dem Schoß hockt). Ich stehe auch wartend am Gleis und stricke dabei im Stehen. Der Beutel hängt dabei einfach überm Arm.
Somit stand der Plan dann auch fest: Mein Strickbeutel sollte zwar nicht aus Nylon sein, aber unbedingt ähnlich leicht und ähnlich groß. Ich konnte die Obstbeutel nämlich vor dem Aussteigen aus dem Zug immer noch irgendwie in meinen Rucksack stopfen, egal wie voll der schon war. Für die Obstbeutel hatte ich 2016 die kleinere Stowe Bag gewählt und diese nochmals um 20% verkleinert. Einzig geplante Änderung für jetzt: Praktischer soll er werden. Ich hatte nämlich nach und nach Zubehör mitgenommen und alles lose in den Beutel geschmissen und leider teils verloren, teils nur lange rumgekramt.
Ich hatte aber vorsichtshalber alle Schnitteile für die geplante Hose aufgelegt und es passte gerade so (!) noch die Stowe Bag darunter. Bei dem Ausschneiden der Hose muss ich dann ganz gründlich vorgehen…..
Jetzt aber endlich zu den features meines Strickbeutels:
Das ist der (einzige) Teil den ich liebe am Taschen nähen: Ich kann alles auf mich und meine Bedürfnisse anpassen. Ich nähe die Innentaschen nie so wie sie vom Schnitthersteller vorgegeben sind, da ich eh immer genau im Kopf habe was ich später reinmachen möchte und welche Fächer ich benötige. Die da wären:
Ein Fach für ein Maßband. Ich hab mich dafür entschieden mein Lieblingsmaßband von Liberty-London mitzunehmen. Es ist ausziehbar und ein Geschenk von SaSa :o)
Daneben sind je ein maßgeschneidertes Fach für eine Vernähnadel und meine Maschenretternadel (heißt im Original Stitch fixer; ein Geschenk von meinem Mann). Der Maschenretter ist magnetisch und damit passend für das Makers Keep Armband (beides von Coco Knits)
Und am Wichtigsten: Ein Fach mit Reißverschluss für Kleinzeugs. Damit ich nicht so lange graben muss, aber auch um nix zu verlieren. Es sollte nämlich auch meine neue Mini-Schere rein. Die war kein Schnäppchen, die will ich wirklich nicht verlieren. Aber sie ist überraschend scharf und SO süß ♥ und sie hat einfach die perfekte Größefür meinen Mini-Strickbeutel und wiegt vor allem so gut wie nix ♥♥. Und die Farbe der Quaste: Gold!! Wie mein Strickbeutel. Geht’s passender??
Durch das Gewicht der aufgenähten Tasche mit Reißverschluss ist die Innentasche nach vorne gefallen. Da mich das gestört hat und ich dahinter eh nichts in das Fach machen wollte, hab ich es festgenäht.
Auf der anderen Seite gibt es zwei große Fächer:
Eines für das Ersatzknäuel. Ich wollte vermeiden, dass die Tasche durch das Knäuel aufklappt und hab einen Knopf mit Schlaufe eingeplant. Den Knopf hatte ich mal bei Nähzucker gekauft. Die Schlaufe hab ich aus meinem Taschenstoff genäht. Für die Taschen-Außenseite hatte ich eh vor mein Leder-Logo aufzunähen. Da ich aber nun innen auch etwas brauchte das die Schlaufenenden abdeckt, habe ich das Logo von innen und außen an exakt der gleichen Stelle aufgenäht.
Die Nähmaschine fand das jetzt nicht sooo witzig durch zwei so dicke Lagen plus Schlaufen zu nähen, hat ein ganz klein wenig gezickt, aber dennoch brav ihren Job gemacht.
Das Fach links daneben ist für weitere Stricknadeln gedacht. Manchmal braucht man ja für ein Projekt verschiedene Nadelgrößen.
Eingefasst hab ich mit goldenem Schrägband. Ebenfalls aus dem Stash.
Wenn ich denke ich weiß eh wie ich einen Schnitt nähen muss, neige ich dazu gar nicht mehr in die Anleitung zu schauen. Bevor ich den Boden abgenäht habe, hab ich aber zum Glück doch noch mal einen Sicherheitsblick gewagt. Ich hätte einfach Ecken weggeklappt und in der Breite drüber genäht. Die Stowe Bag sieht aber eine andere Falttechnik vor und näht später auch nur im Nahtschatten. Das sieht echt viel schöner aus.
Wie das genau funktioniert steht im Schnitt beschrieben
Mit all den geplanten Fächern war der Beutel auch kein kleines, schnelles Projekt mehr, ich habe mehrere Stunden an meinem kleinen Strickbeutel geplant und genäht. Aber für mich macht genau das den Reiz und Spaß am Nähen aus.
Den Praxistest hat der Beutel bereits bestens bestanden. Und er passt sehr gut zu meinem neuen Outfit oder??
Habt ihr Strickbeutel mit vielen Fächern? Oder schmeißt ihr alles in einen großen Beutel?
Tüt
Ich habe tatsächlich viele Projektbeutel, aber alle ohne extra-Fach. Entweder kommen benötigte Kleinteile so rein bzw irgendwo in die Handtasche oder den Rucksack, oder aber ich nehme meine kleine „Notions Pouch“, also noch ein Täschchen mit Schere und Co mit. Meistens schaue ich aber, das mein unterwegs-Projekt nur wenig Zubehör braucht, zum Beispiel Socken oder ein Pullover wo es gerade nur rund geht. Aktuell stricke ich aber auch nur selten unterwegs, sodass ich mir um das Gewicht keine Gedanken machen muss.
Melanie
Das ist natürlich praktischer, daheim hat man ja alles. Zuhause nähe ich meistens. Das Stricken findet bei mir fast nur unterwegs statt. Pullover ist ein gutes Stichwort: Hoffe da komme ich auch irgendwann mal hin, dass ich das kann. Evtl fange ich demnächst mal mit nem leichten Sommertop an.
Viele Grüße! Melanie
Lilith
Das ist ja mal ein richtig schöner und wahnsinnig durchdachter Projektbeutel geworden. Ich will mir seit Jahren einen nähen und schiebe es immer auf, aber wenn ich diese Bilder sehe, denke ich, wie oft man sich doch daran erfreuen könnte, dass alles so perfekt nach den eigenen Bedürfnissen reinpasst… Gefällt mir sehr, sehr gut!
Melanie
Lieben Dank Lilith! Ja, macht das unbedingt. Es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht kurz denke „sooo praktisch, warum hab ich den nicht schon eher genäht??“
Falls man den dann irgendwo sehen kann sag gerne Bescheid!
Lieben Gruß, Melanie
SaSa
Na, so lässt es sich doch schön und stylisch Strickzeug mitnehmen! Ich habe die große Tasche schon mit Innenfächern genäht und zum Secret Valentines Exchange verschenkt. Eine sehr gute Idee, den Schnitt in klein für unterwegs zu nehmen! Und genau passenden Innenfächer machen glücklich. Die kleine Schere ist so winzig, dass ich sie erst gar nicht gesehen habe!
Liebe Grüße, SaSa
Melanie
Hallo SaSa,
ja die Schere ist wirklich winzig, aber sie schneidet erstaunlich gut und ich bin froh, dass sie so leicht ist und ich wirklich nicht mehr entscheiden muss ob ich wohl eine Schere brauchen werde / mitnehmen soll oder mir das Gewicht spare.
Der Strickbeutel ist einer dieser praktischen Helferlein die man schon viel eher hätte nähen sollen, weil sie das Leben so viel praktischer machen 🙂
Dein Valentines Exchange hatte ich auf Instagram gesehen. Wirklich eine tolle Idee.
Die Obstbeutel könnte man auch prima verschenken. Ich werde von nicht nähenden Menschen immer wieder drauf angesprochen wie toll die sind. Aber ehrlich gesagt hält sich meine Lust in Grenzen diesen Flutschestoff noch mal zu vernähen 😉
Liebe Grüße,
Mel